Immer wieder dürfen sich Eltern anhören: “Da musst du halt einfach mal konsequent bleiben!” oder “Bist du denn klar genug?”.
Vielleicht kennst auch du diese Sätze oder du hast sie in einem pädagogischen Ratgeber gelesen.
Vielleicht machst du dir sogar großen Druck und möchtest deinem Kind unbedingt klarer und konsequenter begegnen?
In Einzelberatungen und durch meinem großen Bindungskurs (allumfassender Online-Erziehungskurs) habe ich bereits über 4000 Eltern dabei geholfen, klarer und selbstsicherer in der Erziehung zu werden und liebevoll die Leitung zu übernehmen.
In diesem Artikel möchte ich dir 4 hilfreiche Strategien vorstellen, liebevoll, klar und konsequent die Leitung zu übernehmen.
Durch diese Strategien schenkst du deinem Kind Orientierung, Halt und Sicherheit und vermeidest Überforderung bei deinem Kind.
1. Zeige deine innere Grenzen
Dein Kind darf spüren, wenn deine innere Grenze erreicht ist. Sage z.B.:
- “So und jetzt brauche ich eine Spielpause. Ich trinke jetzt einen Tee.” oder
- “Ich bin echt überfordert und brauche jetzt, dass alle mitmachen.”
- “Die Hände bleiben bei dir! Alle bleiben beschützt. Wir sind freundlich miteinander.”
Kinder suchen sogar nach den inneren Grenzen ihrer Eltern. Ganz unbewusst probieren sie deshalb viele verschiedene Dinge aus und brauchen von ihren Eltern Orientierung und Anleitung.
Diese Anleitung ist ein wichtiger Bestandteil der Wertevermittlung. Entscheidend ist, dass du dein Kind nicht für sein Verhalten oder seine Gefühle verurteilst, weil es noch keine bessere Strategie hat. Deshalb schlägt es vielleicht, weil es wütend ist und braucht deine Anleitung, um eine alternative Strategie wählen zu können.
WICHTIG: Akzeptiere sozial unverträgliche Verhaltensweisen nicht einfach, sondern mach deinem Kind bewusst, dass diese nicht in Ordnung sind (z.B. schlagen usw.).
Zeige ihm gleichzeitig, dass du es weiterhin annimmst, auch mit seinen Gefühlen und bleibe in Verbindung.
2. Weniger Fragen stellen
Gerade dann, wenn dein Kind müde, hungrig oder überreizt ist, versuche, deinem Kind klare Ansagen zu machen. Verzichte deshalb gerade in diesen Momenten auf viele Fragen und entscheide FÜR dein Kind. Gerne kannst du auch 2 Alternativen anbieten, sofern dein Kind noch in der Lage ist zu entscheiden.
Viele Eltern möchten ihrem Kind durch viele Fragen zeigen: “Deine Meinung ist mir wichtig!”. Die Absicht dahinter ist sehr liebevoll. Gleichzeitig kann das dazu führen, dass Kinder mit ihren Entscheidungsfähigkeiten überschätzt werden. Frag dich also gerne an dieser Stelle, ob du dein Kind manchmal überschätzt.
Vor allem Kinder, die sprachlich und kognitiv bereits sehr weit sind, werden von ihren Eltern häufig ganz unbewusst überschätzt. Dadurch bekommt das Kind zu viel Verantwortung und zeigt diese Überforderung häufig in seinem Verhalten.
3. Schlechtes Gewissen loslassen
Dein Kind spürt sofort, wenn du die Leitung übernimmst und auch nur ein Funke von schlechtem Gewissen bei dir spürbar ist. Ein Beispiel:
“Du entscheidest fürsorglich, dass dein Kind ab sofort weniger Medien konsumiert, weil es davon aggressiv wird. Dein Kind ist deswegen völlig frustriert und “zeigt dir die kalte Schulter”. Das könnte der Moment sein, in dem ein schlechtes Gewissen in dir hochsteigt und du dich vielleicht fragst: “War ich da jetzt zu hart?”.
Versuche deshalb, das schlechte Gewissen loszulassen und dir zu sagen: “Ich handle aus Fürsorge und stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung.”
Dann kann dein Kind deine Entscheidung viel besser akzeptieren.
4. Diskussionen und Kompromisse sind erlaubt
Auch wenn du eine klare Ansage gemacht hast und dein Kind nicht bereit ist, mitzumachen, versuche gerne Kompromissbereitschaft vorzuleben.
Es gibt allerdings Momente im Alltag, in denen du nicht diskutieren brauchst. Vor allem dann, wenn es um die Sicherheit deines Kindes geht oder darum, dass es der Familie gut geht.
Sage dann z.B.:
- “Ja, ich habe gehört, was du sagst. Gleichzeitig kann ich jetzt gerade nicht diskutieren, weil…. Wir finden später eine Lösung.”
- Das entscheide ich, weil ich die Erwachsene / der Erwachsene bin und du das Kind. Ich habe die Verantwortung und passe auf dich auf.”
Versuche dich dafür in anderen Momenten (in denen du die Kraft dafür hast) auf Diskussionen mit deinem Kind einzulassen. So fühlt sich dein Kind mit seiner Meinung ernst genommen und gehört.
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Hier findest du meine Blogartikel: https://mein-erziehungsratgeber.de/blog/
Fotoquelle: https://www.pexels.com/photo/young-ethnic-woman-trying-to-work-at-home-with-active-children-4474040/ (zuletzt besucht am 01.03.2024)
Eltern diskutieren viel zu viel!!
Einfach mal gehen, den Spielplatz verlassen wenn es Unstimmigkeiten gibt.
Zu Hause in Ruhe darüber reden.Ohne zu werten und das Kind zu erniedrigen.
Oft haben Eltern im Hinterkopf viele Dinge ( Handy) oder Verpflichtungen, daß sie nicht hier und jetzt anwesend sind.
Und dann kommt es schnell zu Überforderung des Kindes, da sie die den schnellen Aktionwechsel nicht folgen könnenen.
Kinder brauchen nicht ständig Aktivitäten,die die Eltern aus einem schlechten Gewissen unternehmen.
Kinder brauchen auch mal Pausen vom Alltag ( Kita. Schule und Sport)
Eure Gabi
Liebe Gabi,
ich danke dir für deine wertvolle Meinung zu diesem Thema. Ein liebevoller und verständnisvoller Umgang ist für eine Verbindung zum Kind sehr wichtig. Ebenso wie das wahrnehmen und kommunizieren der Bedürfnisse aller Familienmitglieder. Und mal das Tempo rausnehmen ist sicher eine hilfreiche und wertvolle Strategie. Alles Liebe!
Ich habe mittlerweile drei Kinder und ich habe gerade bei der dritten (mittlerweile 5Jahre) gar nicht die Zeit immer so sehr auf sie einzugehen. Bei ihr musste ich von Anfang an recht klar sein. Bei den anderen beiden hat mich da noch mehr das „schlechte Gewissen“ geplagt, ich geh nicht genug auf sie ein usw…Ich habe das Gefühl, sie entwickelt sich am Einfachsten und Glücklichsten und ist sehr bei sich, weil sie eine gewisse Führung hat und gar nicht immer soviel Wahlmöglichkeiten, die sie überfordern. Manchmal wenn sie mich braucht und ich es nicht merke, klettert sie dann auf meinen Schoß und nachts kommt sie immer relativ bald ins Bett gekrochen… da holt sie sich was sie braucht und das soll sie dann haben… also… ich hab gute Erfahrungen mit klaren Ansagen, aber habe natürlich auch noch Luft nach oben
Liebe Gabriele,
ich danke dir, dass du deine Erfahrungen hier teilst! Es ist sicher mit drei Kindern eine große Herausforderung allem gerecht zu werden.
So schön, wie autonom deine Tochter ist und sich das holt, was sie braucht. Alles Liebe für dich und deine Familie!
Hallo Martina, vielen Dank für die tolle Anleitung. Ich würde Sie gerne fragen wie ich in bestimmten Situationen reagieren sollte, ich bin mir sehr unsicher u habe schon Zukunftsängste wenn ich meine Kleine (bald 1J) so erlebe. Denn, ich bin schon Mama einer 19-j Tochter, bin mit 17 Mama geworden u es fiel mir leichter sie zu erziehen, sie war auch ein wenig ruhiger u gehorsamer; Leandra hingegen ist ein Wirbelwind. Wenn ihr etwas nicht passt, Anziehen wenn sie etwas Anderes möchte, von der Schaukel runter weil es genug ist od wenn ich sie auf dem Arm nehme um sie zu waschen u sie möchte nich spielen etc, dann wehrt sie sich richtig, weint, schreit, schiebt mich weg.. ich versuche Kontakt aufzunehmen um ihr die Situation zu erklären, aber sie wehrt sich. Ich bleibe dabei, mache weiter u spreche mit ihr, halte sie auf dem Arm u versuche sie zu beruhigen, aber es macht mir so Angst, wenn sie schon in diesem Alter so reagiert. Wenn ich ihr sage, dass sie zB eine Sache bitte nicht anfassen soll, weil, zB der Ofen ist heiß, macht sie es trotzdem, od sie das Handy nicht nehmen soll, weil es nicht zum Spielen ist, schaut sie mich an, ich erkläre es ihr u sie macht lustig weiter. Ich bin konsequent, war es bei meiner Großen auch (sie ist ein toller Mensch, fleißig in der Schule gewesen, studiert Jura in Tübingen), aber jetzt stehe ich da u habe Sorgen. Entschuldigen Sie bitte den langen Text, ich hoffe sehr, dass Sie sich die Zeit nehmen können diesen zu lesen u mir eine Antwort zu geben od einen Podcast od evtl eine allgemeine Info für all Ihre Follower zu machen in dieser Hinsicht. Ich bedanke mich herzlich u sende liebe Grüße aus Abstatt/Heilbronn
P.S. Ihre Seite u Ihre Infos sind soo wertvoll u Sie haben so eine angenehme u schöne Art u Weise!! Danke für alles was Sie machen
Liebe Oana,
herzlichen Dank für deine Zeilen und deine so wertschätzenden Worte für mich und meine Arbeit! Du bist voller Sorge und manchmal auch hilflos? Wahrscheinlich überfordern dich auch manche Situationen in deinem Mama-Alltag? Sehr gerne unterstütze ich dich in einer persönlichen Beratung. https://www.etermin.net/mein-erziehungsratgeber
Stöbere auch gerne durch meine Podcastfolgen https://mein-erziehungsratgeber.de/podcastfolgen/
Ende November startet mein großer Bindungskurs. Er wird dir helfen dein Kind in Alltagssituationen ruhig und selbstsicher zu begleiten. Vielleicht ist das zusätzlich eine Hilfe, die dir Sicherheit gibt.
Hier geht es zur Anmeldung für ein kostenloses Webinar am 22.11. Oder 23.11.22. Am Ende vom Webinar erhältst du ein kleines Geschenk zum Bindungskurs. Falls du nicht teilnehmen kannst, lohnt sich die Anmeldung dennoch, da du eine Aufzeichnung im Anschluss per Email mit einer Gültigkeit von 48 Stunden bekommst.
https://webinar.mein-erziehungsratgeber.de/
Schau auch gerne auf meinem Instagram-Profil vorbei. Dort habe ich viele hilfreiche Beiträge zu Themen aus dem Alltag mit kleinen Kindern.
https://www.instagram.com/dr_stotz_kinderpsychologie/
Alles Liebe für dich und deine Tochter!
Denke das viele Fragen geschieht grundsätzlich daher, dass wir bindungssorientierten Eltern in erster Generation zwar toll die Grenzen unserer Kinder respektieren, unsere eigenen aber immer noch gern vernachlässigen. Wir selbst haben es schließlich nie von unseren Eltern gelernt, dass unsere Grenzen wichtig und valide sind. Da ist das Kind zu fragen und sich dann nach dem Kind zu richten immer das naheliegendste. Hier ist dein Hinweis auf Führung, wenn es Führung braucht, ein wichtiger Impuls! Allerdings passt der nicht auf alle Kinder. Ich begleite meine 2,5 Jährige bindungssorientiert – anders wäre es ohne dramatische Schäden auch gar nicht möglich. Meine Tochter ist ein autonomes Kind (hochsensibel/willensstark). Klarheit in der Kommunikation ist hier ebenfalls sehr wichtig, aber entscheiden wird dennoch sie für sich – immer. Auch wenn hie müde, hungrig oder sonst etwas ist. Wenn ich aus einer Frage eine Aussage mache, blockiert sie. Aus Prinzip. Ich muss ihr tatsächlich immer die Sachlage erklären und sie wählen lassen. Dann entscheidet sie, was wir als nächstes tun. Und Dank unserer festen Bindung fragt sie dann auch „Mama, ist das so richtig?“ Dieses Vertrauen, dass sie in meinem Lösungsvorschlag immer gesehen wird, ist mühevoll aufgebaut und funktioniert bei sonst keinem in ihrem Umfeld. Ansage? Keine Chance. Mir hat das Buch über Autonome Kinder von Jesper Juuls sehr geholfen, sonst wäre unsere Familie an den Herausforderungen bereits eingegangen.
Liebe Sabine,
ich danke dir sehr für deine Offenheit und das Teilhaben lassen an deinen Erfahrungen. Das ist sehr wertvoll! Und ich bin da bei dir, dass es bei Bedürfnisorientiertheit auch um die Bedürfnisse der Eltern geht und da ein Weg gefunden werden darf, der für alle in der Familie passt.
Klare Ansagen beziehen die elterliche Führung in bestimmten Situationen mit ein, wie z.B. auch die von dir aufgeführten Beispiele müde und hungrig. Es überfordert das Kind, wenn viele Fragen am Abend bei Übermüdung oder Hunger gestellt werden. In vielen Fällen braucht das Kind dann die liebevolle, elterliche Führung, und dies bedeutet meist, dass das Kind protestiert. So lange die Bezugsperson in einer klaren und gewaltfreien Haltung bleibt, ist das für das Kind der sanftere Weg und die Verbindung bleibt bestehen.
Es freut mich, dass du einen Weg für dich und deine Tochter gefunden hast und ihr in Verbindung bleibt. Das ist ein Geschenk! Alles Liebe!
Danke für die vier Tipps. Ja, intuitiv handeln wir in der Regel richtig, aber meistens nicht kosequent genug. Aber wir sind ja alles nur Menschen ;D
Liebe Alex,
wie schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Wir sind alle nur Menschen und keine Maschinen. Wir dürfen Fehler machen. Genauso sehe ich das auch.
Alles Liebe!