Essstörungen kann vorgebeugt werden, wenn Kinder in ihrer Familie früh gesunde Essgewohnheiten entwickeln. Studienergebnisse zeigen, dass Erwachsene sich gesünder ernähren, die aus ihrer Ursprungsfamilie gesunde und regelmäßige Mahlzeiten zu sich nahmen. Da Essstörungen immer häufiger ein Thema werden, möchte ich Eltern dringend ans Herz legen, auf eine gesunde Ernährung ihres Kindes zu achten.

Ein gesundes Frühstück, eine ausgewogene Brotzeit, Rituale wie gemeinsames Essen und Kochen sowie die Vorbildfunktion der Eltern beim Essen spielen hier eine Rolle. Selbstverständlich spielt dabei auch eine Rolle, wie viel Zucker Kinder zu sich nehmen. Ein weiterer Blogartikel hier, informiert darüber hinaus über den emotionalen Umgang mit Essen und Körperbild.

Dadurch kann es gelingen, Kinder vor vielen emotionalen Belastungen zu bewahren. Essen beeinflusst nämlich in sehr erheblichem Maße die menschliche Psyche, wenn kein gesunder Umgang damit erlernt wurde.

Mir ist es wichtig, jedes Thema hier aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sina Schwenninger ist eine bekannte Ernährungsberaterin in München. Sie gibt wundervolle Kurse für Bildungseinrichtungen (u.a. Kindergarten- und Schulklassen) und Vorträge zum Thema Ernährung.

Im folgendem Interview findet ihr wertvolle Antworten auf Fragen zum Thema: Süßigkeiten und gesunde Ernährung im Alltag

1. Viele Eltern fragen mich, wie sie mit dem Thema Süßigkeiten umgehen können. Ich kann hier nur aus der Erziehungsperspektive beraten. Was würdest du als Ernährungsberaterin Eltern für den Umgang mit Süßigkeiten empfehlen?

Ich finde es sehr schwierig, Kindern Süßigkeiten ganz zu verbieten bzw. vorzuenthalten. Wir sind genetisch bedingt darauf programmiert, Süßes zu lieben. Dies hat drei Gründe:

  1. Die Muttermilch schmeckt süß, also müssen wir süß lieben, sonst würden wir verhungern.
  2. Süß bedeutet Energie. Dies war schlicht früher überlebensnotwendig. Unser Körper schüttet nach dem Verzehr von Süßem Glücksstoffe aus und belohnt uns quasi für das Finden von süßen, energiereichen Nahrungsmitteln. In Zeiten der Omnipräsenz von süßen und energiereichen Lebensmitteln hat dies dramatischen Folgen für unsere Gesundheit!
  3. Es gibt keine bekannte Pflanze der Welt, die gleichzeitig süß schmeckt und giftig ist. Also ist dies ein eingebauter Schutz.

Ich rate immer dazu, zu einer bestimmten Zeit am Tag eine Portion – dies entspricht einer Handvoll von demjenigen, der es isst – zu erlauben. Hier dürfen die Kinder selbst wählen zwischen Gummibärchen, Schokolade, Eis oder ähnlichem. Wichtig ist dann darauf zu achten, dass nicht dauernd nebenher und immer wieder etwas verlangt wird. Und ganz wichtig ist es eben auch, auf versteckten Zucker zu achten: das gesüßte Müsli zum Frühstück, das Fruchtjoghurt zur Brotzeit, Ketchup zum Mittagessen, nachmittags nun die „offizielle“ Süßigkeit und abends ein Fertigprodukt mit nicht unerheblichem Anteil an Zucker. Die führt zu einer ständigen Zuckerzufuhr und bedingt dadurch einem ständigen Schwanken des Insulinspiegels. Dies kann dann eben dauerhaft massive gesundheitliche Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ2 (nicht zu verwechseln mit dem Diabetes Typ1), Schlaganfall, Adipositas aber auch Krebs zur Folge haben.

2. Zucker ist schädlich. Wenn ich in meinem Berufsalltag erlebe, wie viel Zucker Kinder essen, mache ich mir Sorgen. Wie können Eltern im Alltag darauf achten, Zucker zu reduzieren?

Ein wichtiger Punkt ist, sich mit den Lebensmitteln zu beschäftigen, die wir einkaufen. Wo ist wie viel Zucker drin? Immer wieder erlebe ich auf Vorträgen, wie überrascht Eltern von dem Zuckergehalt von Fruchtjoghurts, Müslimischungen aber auch Säften sind.

Des Weiteren empfehle ich möglichst selbst zu kochen und so wenig wie möglich Fertigprodukte und verarbeitete Produkte zu verwenden. So lernen Kinder den ursprünglichen und nicht zu süßen Geschmack unserer Lebensmittel kennen. Sonst stumpfen wir zu sehr ab und empfinden beispielweise einen Apfel als nicht mehr süß.

Ganz abraten tu ich von Softgetränken. Aus meiner Sicht höchst kritisch bei der Studienlage, dass die Bundesregierung hier nicht mit einer Zuckersteuer durchgreift. Ebenso sollte man so wenig wie möglich Saft trinken. Mit einem Zuckeranteil von mindestens 100g auf einem Liter ist das wirklich viel!

Und ein wichtiger Punkt ist, die Kinder nicht mit Süßigkeiten zu belohnen, zu trösten o.ä. Emotionale Themen brauchen Zuwendung und Aufmerksamkeit und keine Gummibärchen. Dieses falsche Essverhalten setzen wir sonst als Erwachsene fort.

3. Um Essstörungen vorzubeugen, ist es von Bedeutung, gesundes Essverhalten in der Familie vorzuleben. Hast du praktische Tipps, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können, sich gesund zu ernähren?

Wir Eltern steuern ganz klar, was es zu essen gibt und wann. Und die Kinder entscheiden, ob sie probieren möchten und wie viel sie essen. Hier spielt also das Angebot und die Vorbildfunktion von uns Eltern eine wichtige Rolle. Dies kann auch nur glaubhaft vermittelt werden, wenn wir versuchen, gemeinsam mit unseren Kindern zu essen. Bei guter Stimmung, einer schönen Atmosphäre tankt nicht nur der Körper Nahrung, sondern auch die Seele. Und hierzu gehören auch klare Strukturen, wann es Essen gibt und wann mal Pause ist. So können die Kinder schon als Baby eine Struktur und Routine erkennen, was unglaublich Hilft und Sicherheit gibt.

Ich finde es auch wichtig mit den Kindern über die Bedeutung von gesunder Ernährung zu sprechen. Und zwar dahingehend, dass man krank – und zwar wirklich schwer krank – wird, wenn man dauerhaft das Falsche isst. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit gemeinsam einkaufen zu gehen und dann auch manchmal gemeinsam zu kochen. Oder aber sogar etwas Gemüse und Kräuter im Garten oder auf dem Balkon anbauen. Es gibt immer wieder Kinder, die sich durch solche „Tricks“ von Gemüse überzeugen lassen. Meine Zwillinge beispielsweise waren extrem kritische Esser. Gemüse essen sie eigentlich nur roh. Seit wir im Garten Gemüse anbauen sind sie offen dafür und probieren fast alles.

4. Was können Eltern tun, wenn es Ihnen selbst schwerfällt, sich selbst gesund zu ernähren. Gibt es hierfür einfache Tipps für den Alltag?

Es kommt darauf an, was es heißt „es fällt ihnen schwer“. Wahrscheinlich nicht, weil das Wissen fehlt oder es ihnen nicht schmeckt, sondern auf Grund von Ideen oder Zeitmangel bzw. Stress öfters das Falsche gegessen wird. Für mich der wichtigste Punkt ist dann zu verstehen, dass Essen mehr ist als nur Nahrungsaufnahme. Essen ist Genuss.  Essen ist eine wunderbare Möglichkeit, Qualitätszeit mit den Kindern zu verbringen. Und Essen ist eine ganz tolle Methode, um achtsam zu sein und so besser mit dem Stress umgehen zu können. Also sollten wir die Bedeutung und Wichtigkeit von Ernährung wieder etwas mehr hochstufen.

Aber natürlich gibt es zusätzlich ein paar Tipps und Tricks für den Alltag. Beispielsweise plane ich immer am Wochenbeginn, was ich kochen möchte. Wenn ich etwas Aufwändigeres koche, mache ich gleich die doppelte Portion und friere es ein. Manchmal bediene ich mich auch Halbfertigprodukten und peppe diese mit viel Obst und Gemüse auf. Dies könnte ein Fertigpizzateig sein mit viel frischem Gemüse und einem Salat dazu.  Ich habe immer tiefgefrorenes, ungewürztes Gemüse da. So kann ich jederzeit schnell ein Wok Gemüse oder eine leckere Suppe machen. Und manchmal lohnt es sich, neugierig zu sein, über einen Markt zu bummeln und sich inspirieren zu lassen.

Essen und unsere Ernährung allgemein braucht einfach wieder einen anderen Stellenwert und mehr Zeit – denn du bist, was du isst!

 

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