Dein Kind will plötzlich nicht mehr in die Schule oder die KiTa, weil es dort Kinder gibt, die sehr gemein zu ihm sind? Was kannst du tun? Was genau hilft deinem Kind in dieser Situation und wie kannst du mit ihm darüber sprechen?

Sehr „gehorsame und angepasste“ Kinder werden häufiger zu Mobbingopfern als andere Kinder. Lass deinem Kind deshalb seinen eigenen Willen und gib ihm immer wieder die Möglichkeit, dich von seiner Meinung zu überzeugen. Zeig ihm darüber: Du bist nicht machtlos, deine Meinung interessiert mich und deine Wünsche und Bedürfnisse nehme ich ernst.

1. Einfühlung in dein Kind:

Fühle dich in dein Kind ein und gib ihm solange Einfühlung, bis es sich verstanden fühlt. WICHTIG: Die Gefühle deines Kindes sind kein PROBLEM! Höre dir innerlich wertfrei an, was dein Kind fühlt, und verstärke die Gefühle nicht: „Da hast du dich bestimmt ganz allein gefühlt. Du hättest dir einfach gewünscht, dass xy freundlich zu dir ist. Du hast jetzt richtig Angst davor, dass das nochmal passiert. Sobald dein Kind merkt, dass es sein Gefühle zeigen darf, wird es sie nicht verdrängen und immer wieder offen damit zu dir kommen.“

2. Einfühlung in die „Täter“:

Überlege mit deinem Kind, warum sich die „Täter“ so verhalten. In diesem Gespräch muss deinem Kind klar werden, dass die Verhaltensweisen der „Täter“ NICHTS mit ihm selbst zu tun haben, sondern das gemeine Verhalten nicht in Ordnung ist.

Eventuell ist es an dieser Stelle auch möglich, die Anteile deines Kindes zu erkennen. Hat dein Kind irgendetwas gesagt oder getan, was das Verhalten des „Täters“ hervorgerufen hat? Diese Reflexion ist wichtig, damit auch dein Kind sich weiterentwickeln kann und an diesem Verhalten gearbeitet werden kann (z.B. sich selbst ausschließen aus Schüchternheit, die eigene Meinung verschweigen aus Angst, schnell wütend und aggressiv werden und zuschlagen).

Merkst du, dass dein Kind sich im Großen und Ganzen respektvoll und sozial verhalten hat, mach deinem Kind klar, dass es keine Schuld am Verhalten der anderen hat. Zeige auf, dass die Kinder selbst unzufrieden und unglücklich sind und sie nur deshalb so gemein werden, um sich besser und mächtiger zu fühlen. Erkläre, dass die „Täter“ erreichen wollen, dass dein Kind sich aufregt, weint oder „sich klein fühlt“ und dass dein Kind ihnen nicht diese Macht geben darf.

3. Warte ab, bis dein Kind soweit ist, Strategien mit dir gemeinsam zu erarbeiten:

  • „Gegen diese Angst kannst du etwas tun. Möchtest du wissen, was?“
  • „Bist du bereit, mit mir gemeinsam zu überlegen, was du beim nächsten Mal tun kannst, wenn die Kinder sich so verhalten?“
  • „Hast du selbst eine Idee, was dir helfen könnte?“
  • „Wie kann ich dir noch besser dabei helfen?“

4. Erarbeitet gemeinsam Strategien, was dein Kind konkret sagen und tun kann, sobald es wieder in diese Situation kommt:

  • Rollenspiele: Dein Kind darf sich eine starke Figur (Batman, Superheld etc.) aussuchen und diese Person spielen. Was würde diese Person sagen?
  • Lustige und freche Reaktionen: Überlegt lustige Sätze, die dein Kind entgegen kann: „Hast du heute schlechte Laune und lässt sie an mir aus? Du bist freundlich viel cooler!“ „Hast du heute ein böses Monster gefrühstückt? So unfreundlich, wie du bist, könnte man das meinen!“
  • Innere Helfer: Gib deinem Kind einen inneren Helfer an die Hand (Hund, Pferd etc.), den er immer bei sich hat (gedanklich), und stellt euch vor, wie z.B. der Hund bellend neben ihm steht. So fühlt sich dein Kind sicherer.
  • Die unsichtbare Wand: Übe mit deinem Kind die Vorstellung, dass es beschützt ist durch eine Glaswand, gegen die der „Täter“ immer rennt. Übt, ihm nicht zuzuhören und wegzugehen. So verliert der „Täter“ irgendwann seine Motivation, weil er durch sein Verhalten nichts erreicht.
  • Körperhaltung üben: Übe mit deinem Kind aufrecht, mit einem Lächeln und beschützt von Freunden zu gehen.
  • Bestärkende Glaubenssätze: Übt in den Momenten innerlich folgende Gedanken: „Ich bin stark! Ich bin sicher! Ich weiß, dass ich gut bin!“ Diese Haltung hilft deinem Kind in dieser Situation. Vor dem Einschlafen kann dies besonders hilfreich sein.
  • Cool bleiben üben: WICHTIG: Beim Mobbing ist es nicht von Vorteil, wenn dein Kind offen über sein Gefühl spricht. Der „Täter“ möchte nämlich gerade erreichen, dass dein Kind hilflos und traurig ist. Dein Kind sollte sich nur vor vertrauten Personen auf diese Art und Weise öffnen. Auch WEHREN ist nicht hilfreich, weil der „Täter“ genau das erreichen möchte und noch mehr dadurch angespornt wird. Wichtig ist, dass dein Kind sich in keinster Weise mehr vom „Täter“ provozieren lässt.
  • Lehrer:innen/Erzieher:innen/Eltern einbeziehen: Wenn sich die Situation stark zuspitzt, ist es wichtig, als Erziehungsperson dem „Täter“ klare Grenzen zu zeigen. Gespräche mit dem Lehrer:innen/Erzieher:innen oder auch im Notfall ein Besuch der Eltern und des Kindes, das mobbt (mit Beweisen wie z.B. bei Cybermobbing in Form von Videos), sind Radikallösungen, die nötig sind. Die Konfrontation des „Täters“ kann dazu führen, dass er darüber „aufwacht“ und versteht, was er durch sein Verhalten verursacht. Trau dich auf jeden Fall für dein Kind einzustehen.

 

Allgemeine Tipps, um dein Kind zu stärken:

  1. FREUNDSCHAFTEN STÄRKEN: Ermutige dein Kind, durch Playdates etc. enge Freundschaften aufzubauen, um sich gestärkter zu fühlen. Dein Kind kann dann auch gerne einen Freund um Rückhalt bitten, wenn es wieder soweit kommt.
  2. WAS WAR HEUTE SCHÖN IN DER SCHULE/IN DER KITA: Hilf deinem Kind darüber, die schönen Dinge nicht zu übersehen.
  3. ÜBT GEMEINSAM MUT: Übe in vielen Momenten in der Freizeit, mit deinem Kind „mutig“ zu sein. „Ich bin ganz stolz auf dich, du warst ganz alleine beim Einkaufen!“ „Ich bin begeistert, du bist bis nach ganz oben geklettert.“
  4. ERFOLGSERLEBNISSE: Lass dein Kind viele Erfolgserlebnisse sammeln in Bereichen, die dein Kind richtig gut kann.
  5. DEINE INNERE UND SICHERE HALTUNG HILFT: Stell dir selbst vor, dass sich die Situation für dein Kind bald verändern wird. So verunsicherst du dein Kind nicht noch zusätzlich.

 

Allgemeine Tipps für den Umgang mit Mobbing:

  • Mobbing kann dadurch verschlimmert werden, wenn du selbst „die Täter“ oder deren Eltern konfrontierst. Deswegen ist es ratsam, dass Mobbing durch die Schule auf verschiedenen (Konflikt-)Ebenen bearbeitet wird.
  • Eltern versuchen zu helfen, weil sie natürlich etwas gegen das Leid ihres Kindes tun wollen. Das führt allerdings meistens dazu, dass sich Kinder nicht mehr den Eltern anvertrauen, weil sie mit der Reaktion der „Täter“ alleingelassen werden. Du kannst dich ruhig mehrmals an die Klassenlehrer:innen oder die Schulleitung wenden. Die Schule denkt oft, das „Problem“ habe sich gelöst, wenn sie nichts mehr von den Eltern hört. Die Kinder haben dann oft keinen Mut, wieder auf Lehrer:innen zuzugehen, weil es „ja eh nix gebracht hat“.
  • Wenn möglich und vorhanden, kannst du dich auch zusätzlich an die Schulpsycholog:innen/ Beratungslehrer:innen/ Sozialarbeiter:innen der Schule wenden; oder dich an die schulpsychologische Beratungsstelle wenden – diese kann den Kindern, Eltern und auch Schulen fachlich helfen.

 

Du machst dir Sorgen um dein Kind und suchst nach individueller Begleitung? Dann melde dich gerne bei mir für eine Beratung an über https://mein-erziehungsratgeber.de/beratung/

Vielen Dank für dein Vertrauen & deine Zeit!

Deine Martina

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