Streitet ihr häufig darüber, was in der Erziehung wichtig oder unwichtig ist? Habt ihr vielleicht völlig andere Erziehungsvorstellungen und fällt es euch schwer, einen guten Mittelweg zu finden?

Seit vielen Jahren begleite ich Paare in der Beratung dabei, in der Erziehung einen gemeinsamen Weg zu finden und an einem Strang zu ziehen. Deshalb möchte ich dir im heutigen Blogartikel erklären, wie es euch gelingen kann, eure Kinder als Team zu begleiten.

 

1. Sprecht über Werte eurer Herkunftsfamilie und erklärt, warum euch diese Werte so wichtig sind

Ihr kommt aus ganz unterschiedlichen Familien und deshalb unterscheidet ihr euch hinsichtlich eurer Wertesysteme. Wichtig ist, deinen Partner/deine Partnerin mit diesem Wertesystem anzunehmen und ihn/sie nicht dafür zu verurteilen.

Sprich z.B. an, dass dir Liebe und Geduld im Umgang mit den Kindern so wichtig ist, weil du selbst als Kind erfahren durftest, wie angenommen man sich darüber fühlt. Sag z.B. klar, dass Ordnung bei euch zu Hause immer wichtig war und dass du dich deshalb wohler fühlst, wenn es ordentlich ist. Nehmt euch Zeit, über eure Erfahrungen zu sprechen, und versucht, euch gegenseitig so zu akzeptieren, wie ihr seid.

 

2. Findet einen guten Mittelweg

Akzeptieren ist ja gut und recht, nur fällt Akzeptanz sehr schwer, wenn ihr euch in Extremen bewegt. Sollte es dir z.B. sehr wichtig sein, dass es ordentlich ist und deinem Partner/deiner Partnerin fällt das extrem schwer, drücke auch mal ein Auge zu. Gleichzeitig darf dein Partner/deine Partnerin dich dabei unterstützen, indem er versucht, ordentlicher zu werden.

Beziehung bedeutet, immer eine Lösung zu finden, mit der beide PartnerInnen leben können. Das erfordert allerdings unbedingt die Bereitschaft von BEIDEN SEITEN, wirklich aufeinander zuzugehen und von eigenen Überzeugungen auch ein Stück abzuweichen.

 

3. Findet Vereinbarungen und steht beide voll und ganz dahinter

Wenn ihr euch auf einen guten Mittelweg (in der Erziehung) geeinigt habt, ist es wichtig, dass beide Elternteile freiwillig voll und ganz hinter diesem Kompromiss stehen und eine Vereinbarung für typische Konfliktsituationen im Alltag getroffen wird.

Bsp.: Ihr habt euch geeinigt, dass die Kinder am Tisch nicht auf dem Stuhl rumturnen dürfen.

Auch wenn einer/eine von euch beiden bei diesem Thema lockerer ist, steht bitte gleichermaßen hinter der Vereinbarung.

Sollte es dir also innerlich gar nicht viel ausmachen, dass die Kinder während des Essens auf dem Stuhl turnen, deinen Partner/deine Partnerin macht das aber wahnsinnig, unterstütze ihn aufgrund eurer Vereinbarung. So helft ihr euch gegenseitig und respektiert eure Wünsche. Dein Partner/deine Partnerin fühlt sich dadurch gesehen und gehört und eure Kinder nehmen euch als Team wahr.

 

4. Exitsstrategien, wenn die Nerven durchgehen

Vielleicht hast du manchmal das Gefühl, dein Kind vor den starken Gefühlen oder Reaktionen deines Partners/deiner Partnerin schützen zu müssen. Das Wohl des Kindes steht im absoluten Vordergrund und es ist wichtig, sich schützend vor dein Kind zu stellen, sofern dein Partner (vielleicht unbewusst) emotionale Gewalt ausübt.

Emotionale Gewalt ist z.B.:

  • Wenn Kinder für die eigenen starken Gefühle verantwortlich gemacht werden
  • Wenn Kinder bestraft werden
  • Wenn Kindern gedroht wird
  • Wenn Kinder respektlos behandelt werden
  • Wenn Kinder in ihrer Entwicklung stark eingeschränkt oder eingeengt werden durch zu viel Kontrolle

usw.

Sprich genau diese Formen von emotionaler Gewalt mit deinem Partner/deiner Partnerin durch und vereinbart, dass du in diesen Momenten die Leitung übernehmen wirst.

Ihr könnt auch ein Codewort vereinbaren oder ein Zeichen (z.B. die Hand auf die Schulter legen), damit deinem Partner/deiner Partnerin bewusst wird, wie er/sie sich verhält.

Sage dann z.B. klar und ruhig:

“Ich übernehme jetzt!”

“Stopp! Ich glaube der Papa/die Mama möchte dir sagen, dass ihr/ihm xy wichtig ist.

Wenn dein Partner/deine Partnerin in den Momenten sehr aufbrausend ist, geh mit deinem Kind aus dem Raum oder macht einen Spaziergang. Oft hilft das, damit die Gemüter sich wieder etwas beruhigen.

 

5. Verzichte auf Belehrungen, sondern versuche es durch liebevolle Gespräche

Zahlreiche wunderbare Mamas/Papas, die ich begleiten darf, sind bereits große ExpertInnen im Bereich der bindung- und bedürfnisorientierten Erziehung und oft fällt ihnen gar nicht auf, dass sie diese Auseinandersetzung mit dem Thema fast ganz ohne Austausch mit ihrem Partner/ihrer Partnerin vollzogen haben. Deshalb ist es wichtig, dem Partner/der Partnerin erstmal Zeit zu geben, sich an den vielleicht neuen Erziehungsstil, wie du ihn leben möchtest, zu gewöhnen.

Erlaube deinem Partner/deiner Partnerin, kritisch zu sein, und erkläre ruhig, warum du dein Kind z.B. nicht aufs Zimmer schicken möchtest, anstatt deinen Partner/deine Partnerin zu belehren.

Versuche, die Gefühle und Bedürfnisse deines Partners/deiner Partnerin wahrzunehmen und sage z.B.:
“Ich weiß, vielleicht hast du Sorge, dass unsere Kinder dann Tyrannen werden. Gleichzeitig habe ich mich schon so viel mit dem Thema beschäftigt und würde dir gerne mehr darüber erzählen. Mir ist nur wichtig, dass unser Kind ein starkes Selbstwertgefühl entwickelt.”

 

6. Geh mit gutem Vorbild voran 

Zeige deinem Partner/deiner Partnerin, wie du dein Kind z.B. tröstest und wie du es bei Wutausbrüchen begleitest, und berichte ihm/ihr danach stolz davon, wie dein Kind sich beruhigt hat. Teile dein Emotionen und binde deinen Partner/deine Partnerin darüber mit ein. Erkläre ihm/ihr, wie du dich dabei gefühlt hast und wie dein Kind sich dabei gefühlt hat und hab Vertrauen, dass sich dein Partner/deine Partnerin dein Verhalten ganz unbewusst abschaut.

Das dauert zwar etwas, ist nur manchmal viel wirksamer und nachhaltiger, dass dein Partner/deine Partnerin dann freiwillig aus sich und eigener Überzeugung handelt.

 

7. Zeige ganz klare Grenzen

Es gibt Verhaltensweisen eines Elternteils, die dem Kind einfach sehr schaden. Mach deinem Partner/deiner Partnerin klar, dass er/sie damit deine Grenzen überschreitet, und erkläre ihm/ihr, dass du eine Veränderung brauchst. Eine logische Konsequenz wäre dann z.B., ein Wochenende zu den Großeltern oder zu den Eltern zu fahren, um deutlich zu machen, dass du dieses Verhalten nicht akzeptieren kannst (z.B. wenn Kinder vom Partner/von der Partnerin geschlagen wurden).

Unterstütze deinen Partner/deiner Partnerin dann gerne dabei, professionelle Hilfe zu finden, doch nimm die Last von deinen Schultern, dass du einem Partner/deiner Partnerin helfen kannst. Auch eine Paarberatung kann in diesem Fall Wunder bewirken.

Ich hoffe, diese Anregungen helfen euch weiter, wenn ihr euch wünscht, Kindererziehung als Team zu leben. Ich danke dir von Herzen für deine Bereitschaft, dieses Thema anzugehen.

Du möchtest konkrete Strategien lernen, dein Kind in jeder Entwicklungsphase bindungsorientiert zu begleiten? Dann melde dich gerne für meinen großen Bindungskurs an. Hier bekommst du alle Infos:

>>Hier geht’s zu mehr Infos und der Anmeldung

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!