“Das hätte ich mich als Kind nie getraut!”, sagen ganz viele Eltern zu mir in der Beratung. Immer wieder sprechen Kinder Dinge aus, die schockierend sein können.

Eltern kommen dann häufig verzweifelt zu mir in die Beratung und sagen und fragen: “Was haben wir nur falsch gemacht? Ich hätte mich das als Kind niemals getraut, so mit meinen Eltern zu sprechen.”

Tatsächlich hätten sich das viele Eltern in unserer Generation in ihrer Kindheit nicht getraut, allerdings lässt sich leicht erklären, warum das so ist.

Du selbst hast dich vermutlich nicht getraut, weil du Angst vor der Reaktion deiner Eltern hattest. Aus Angst heraus bestraft zu werden oder aus Angst heraus nicht mehr lieb gehabt, ignoriert oder gewertschätzt zu werden, hast du dir ein Verhalten antrainiert, um so viel Liebe wie möglich zu bekommen.

Im Umkehrschluss hast du vermutlich mehr und mehr darauf verzichtet, deinen Eltern wirklich ehrlich davon zu erzählen, was dich bewegt, wenn mal etwas schief gelaufen ist, d.h. du hast dich ihnen auch nicht anvertraut.

Dadurch, dass viele Eltern heute versuchen, ihre Kinder bedürfnis- und bindungsorientiert zu begleiten und ihnen zu vermitteln: “Ich liebe dich bedingungslos mit all deinen Gefühlen.”, haben sie zum Glück keine Angst mehr vor Strafen und Liebesentzug, worüber sie sich natürlich auch mehr trauen. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass dein Kind dir vertraut und es sich sicher fühlt.

Es weiß, dass du es noch lieb hast, auch wenn es sich nicht perfekt verhält. Grundsätzlich kannst du also erstmal sehr stolz auf dich sein, dass dein Kind keine Angst hat, deine Liebe zu verlieren, und ihr eine ganz enge Beziehung miteinander habt, die deinem Kind erlaubt, zunächst mal alles sagen zu dürfen.

Wichtig ist natürlich gleichzeitig, Kindern in solchen Situationen Grenzen aufzuzeigen, was nicht bedeutet, dass ihr eine Verhaltensveränderung erzwingen könnt.

Viel wichtiger ist es, das Bedürfnis hinter dem Verhalten zu erkennen und deinem Kind durch liebevolle Führung andere Strategien beizubringen, wie es stattdessen mit Gefühlen umgehen kann. Alles, was du versuchst, mit Druck abzugewöhnen, wird nicht zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führen, da das Bedürfnis unerfüllt bleibt.

Funktioniert hat das früher nur, weil Menschen im Sinne der klassischen Konditionierung über Bestrafung und Belohnung zu erwünschtem Verhalten dressiert wurden. Darunter leidet allerdings die Beziehung zum Kind, die dir ja ganz bestimmt viel wichtiger ist als ein dauerhaft braves Verhalten bei deinem Kind. Hab also gerne Vertrauen, dass dein Kind durch deine liebevolle Führung sozial verträgliche Strategien kennenlernen wird, um mit Gefühlen umzugehen.

Eine Umfrage mit zahlreichen Eltern zeigt, welche Sätze Kinder zu ihren Eltern sagen, wenn sie noch keine sozialverträgliche Strategie erlernt haben. Z.B.  “Ich hasse dich!”, “Du bist eine böse Mama/ein böser Papa!”, “Du sollst sterben!”, “Du bist ein Arschloch!”, “Ich lade dich von meinem Geburtstag aus!”, “Du doofe, doofe Mama!”, “Ich hab dich nicht mehr lieb!”, “Halt die Fresse!”, “Hau ab!”, “Du sollst ausziehen.”

All diese Aussagen sind für viele Eltern schockierend und unzumutbar. Gleichzeitig werden darüber bei dir vielleicht Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Verzweiflung ausgelöst, weil dir Respekt und ein höflicher Umgang in eurer Familie wichtig ist.

Deshalb habe ich nun 3 Tipps, wie du auf Schimpfwörter deines Kindes reagieren kannst.

 

Tipp 1: Übersetze die Beschimpfung in Gefühle und Wünsche / Bedürfnisse

“Moment. Du ärgerst dich gerade, weil du noch weiter fern schauen möchtest. Das ist ok.”

“Du sagst xy. Du bist richtig sauer, weil du eigentlich deine Ruhe brauchst. Ich weiß.”

“Oh, du sagst xy! Da ist gerade ganz viel Wut in deinem Körper. Du kannst die Wut so rauslassen: (Strategien anbieten).”

“Stopp! Du findest mich gerade richtig doof. Ich weiß. Du hättest dir so gewünscht, dass …”

“Oh, so wie du mit mir redest, bist du, glaube ich, gerade ziemlich böse auf mich? Du bist ganz verzweifelt, glaube ich. Brauchst du Hilfe?”

“Hey! Was ist denn bei dir gerade los? Brauchst du Hilfe? Sag mir, was dich stört. Wir finden eine Lösung.”

 

Tipp 2: Vermittle deine Werte und zeige Akzeptanz für die Gefühle deines Kindes

Sobald du wieder eine Verbindung zu deinem Kind aufgebaut hast, vermittle deine Werte und bring sie klar zum Ausdruck.

Formulierungshilfe 1:

“Du warst richtig sauer heute. Sauer sein ist ok. Gleichzeitig ist mir wichtig, dass wir freundlich miteinander sprechen. Ich bin auch freundlich zu dir, weil ich dich lieb habe. Beim nächsten Mal, wenn du sauer bist, wünsche ich mir, dass du sagst, was dich stört. Wir finden immer eine Lösung. Bist du dazu bereit?”

Formulierungshilfe 2:

“Du hast heute xy zu mir gesagt, als du wütend warst. Deine Wut ist ok, du hast deine Ruhe gebraucht. Beim nächsten Mal kannst du sagen: “Stopp! Ich brauche meine Ruhe.”.

Dann gehe ich sofort weg und du bist trotzdem freundlich zu mir. Freundlichkeit in unserer Familie ist mir wichtig. Wollen wir das beim nächsten Mal ausprobieren?”

 

Tipp 3: Lebe eine freundliche und wertschätzende Kommunikation vor

Vielleicht erwischt du dich bei Sätzen wie z.B.: “Jetzt hör halt endlich auf!”, “Was bildest du dir eigentlich ein?”, “Wenn du das noch einmal machst, dann ….!”, “Du nervst mich. Hör sofort auf!”.

Oft verlangen wir von Kindern einen freundlichen Umgangston, obwohl wir selbst im Stress und in der eigenen Ohnmacht und Hilflosigkeit selbst extrem unhöflich mit den Kindern sprechen.

Versuche also, im Großen und Ganzen freundlich und sehr wertschätzend mit deinen Kindern zu sprechen, und wenn du ungeduldig und genervt bist, benenne deine Gefühle und Bedürfnisse sehr klar: “Ich bin xy (Gefühl benennen) und ich brauche jetzt xy (Bedürfnis benennen).”

Klar ist nämlich, dass du im stressigen Alltag nicht immer in sanftem Engelston mit deinen Kindern sprechen kannst. Deshalb finde in diesen Momenten gute Exitstrategien für dich, um den Umgangston in eurer Familie liebevoll zu prägen.

 

Zeige deinem Kind deine inneren Grenzen

Wenn dein Kind dich sehr häufig beschimpft, ist das vermutlich ein Zeichen dafür, dass ihm in eurem Alltag etwas deine liebevolle Führung und deine inneren Grenzen fehlen, die du zum Ausdruck bringen darfst.

Gib deinem Kind deshalb gerne einen Rahmen, der deinem Kind Orientierung gibt. Grenze dich klar, ab wenn dir etwas zu viel wird, indem du z.B. sagst: “Ich kann gerade nicht mehr weiter sprechen. Ich kümmere mich kurz um mich.”. Trinke dann z.B. ein Glas Wasser, sammle dich und und finde dann mit deinem Kind eine Lösung, wenn ihr alle ruhiger seid.

So lernt dein Kind auch, sich gesund von dir und anderen Menschen (ohne Schimpfwörter) abzugrenzen.

WIE IST DAS BEI EUCH MIT SCHIMPFWÖRTERN? HAST DU SCHON EINEN GUTEN UMGANG DAMIT GEFUNDEN?

 

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