Wenn das eigene Kind andere schlägt, beißt oder schubst, sind viele Eltern ratlos. Aggressionen, die sich gegen dich, das Geschwisterchen oder andere Kinder richten, können ziemlich schockierend sein. Das führt natürlich oft zu Sorgen oder auch zu Angst, Frust und Wut, weil dir natürlich wichtig ist, dass dein Kind sich sozialkompetent verhält.
Regelmäßig begegnen mir in meinen Beratungen Eltern, deren Kinder genau solche aggressiven Verhaltensweisen zeigen.
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du mit aggressivem Verhalten deines Kindes umgehen kannst. Ich möchte dir helfen, dein Kind besser zu verstehen und selbstsicherer mit Aggressionen und Wut bei deinem Kind umgehen zu lernen.
Tipp 1: Verändere deine innere Haltung
Allzu häufig wird Wut und Aggression mit Gewalt verwechselt. Die Gefühle Wut und Aggression dürfen da sein, sofern sie sich nicht in Form von Gewalt gegen andere Menschen richten. Deshalb ist es wichtig, dem Kind zu vermitteln:
Du bist mit deinen Gefühlen ok, gleichzeitig wird dein Verhalten nicht akzeptiert. Ich helfe dir, neue Strategien zu finden, damit umzugehen. Ohne Wut und Aggression könnte sich dein Kind nicht abgrenzen, schützen und eigene Grenzen zum Ausdruck bringen. Versuche deshalb, deinen Blick zu verändern.
Tipp 2: Feinfühligkeit dir selbst und deinem Kind gegenüber
Versuche, dir selbst und deinem Kind gegenüber feinfühlig zu sein. Erkenne gerne zunächst, was du brauchst, und versuche dann, die Ursachen für das Verhalten deines Kindes herauszufinden. Gründe für aggressives Verhalten können z.B. sein:
Unerfülltes Bedürfnis nach Führung und Orientierung im Alltag, zu wenig Autonomie und zu viel Kontrolle, zu wenig positive Aufmerksamkeit, Zugehörigkeitsbedürfnis, Raum und Rückzugsbedürfnis, zu viel Medienzeit usw.
Manchmal ist das Verhalten auch entwicklungsbedingt, weil das Kind z.B. durch Beißen im Kleinkindalter Kontakt aufnehmen möchte oder bestimmte Gefühle zum Ausdruck bringen möchte.
Tipp 3: Verhalten umlenken
Versuche, deinem Kind dabei zu helfen, seinen Körper zu kontrollieren. Dein Kind reagiert impulsiv und hat sein Verhalten noch nicht unter Kontrolle. Es hat in diesem Moment keine bessere Strategie, sich sein Bedürfnis zu stillen, und braucht dich mit deinem schützenden körperlichen Einsatz. Versuche deshalb, mehr zu handeln statt zu reden, und lenke z.B. Schlagen in Kämpfen oder durch den Raum schieben um.
Tipp 4: Vorbild sein
Lebe einen gesunden Umgang mit Wut und Aggression vor. Bevor du die Wut runter schluckst, zeige deinem Kind, wie du z.B. ruhig atmest oder ein Glas Wasser trinkst, und benenne deine Wut. Begleite dann deine Strategie durch Sprechen. Dein Kind wird dich beobachten und mehr und mehr an deinem Vorbild lernen.
Tipp 5: Entspannung und Ruhe
Häufig versteckt sich hinter aggressivem Verhalten ein hoher Adrenalinspiegel im Körper. Lies deshalb gerne im Blogartikel „9 Tipps für Achtsamkeit mit Kindern im Alltag“, was du tun kannst, damit dein Kind sich entspannt.
Auch meine Podcastfolge zum Thema “Achtsamkeit mit Kindern leben” hilft dir vielleicht, den Stresslevel im Körper deines Kindes zu senken.
Tipp 6: Richte den Blick auf die Stärken deines Kindes
Wertschätze dein Kind täglich für das, was es ist und mitbringt. Zeige gerne immer wieder auf, was dein Kind kann, und zeige ihm, dass du es siehst und hörst. Gerade dann, wenn Kinder sehr aggressiv sind, verfallen Eltern leicht in einen Teufelskreis der negativen Verstärkung. Sie sehen nur noch, was ihr Kind tagtäglich “falsch” macht, und können den Fokus nur noch schwer auf das Positive im Kind richten.
Tipp 7: Aggressive Kinder brauchen Beziehung, Liebe und liebevolle Leitung
Dein Kind braucht dich in voller Präsenz. Es möchte dich in deiner führenden Rolle als Mama oder Papa spüren. Zeige ihm durch deine Stärke und Selbstsicherheit: “Ich bin da und werde dir helfen, dass du andere Strategien findest, mit Wut und Aggression umzugehen.” Unterbrich aggressives Verhalten immer wieder und versuche, zunehmend mehr die unerfüllten Bedürfnisse schon rechtzeitig zu stillen, damit die Aggressionen abnehmen.
Vielleicht rührt dich dieser Satz genau so wie mich:
“Bitte liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe!”
Dein Kind ist abhängig von deiner bedingungslosen Liebe. Schenke sie ihm. Eine Form von Liebe ist auch liebevolles und klares Anleiten wie ein Leitwolf (nach Jesper Juul). Mach klare Ansagen und erinnere dein Kind z.B. vor der KiTa oder Schule daran, was du dir wünschst.
Sage z.B.: “Wenn du heute wütend bist, wie möchtest du dann reagieren? Was kannst du tun? Denke an unsere Vereinbarung. Du schaffst das.” Oder frage: “Was könntest du heute in der KiTa/Schule tun, damit sich alle in der Gruppe wohl fühlen können?”
Du bist trotzdem noch ratlos und hast das Gefühl, in einem Teufelskreis mit deinem Kind festzustecken? Dann möchte ich dir von Herzen meinen großen Bindungskurs (Erziehungskurs) ans Herz legen, der bereits über 1000 Eltern geholfen hat, wieder in eine enge Beziehung mit ihrem Kind zu kommen und Kindererziehung – egal wie alt dein Kind gerade ist – ohne Machtkämpfe zu leben.
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Wichtig zum Schluss ist mir noch, dass du auch dich selbst und deinen eigenen Zustand reflektierst. Manchmal spiegeln Kinder durch ihr Verhalten verdrängte Gefühle (Wut, Angst usw.) aus der eigenen Kindheit.
Wie geht es dir mit den Aggressionen deines Kindes?
Schreib mir von Herzen gerne in den Kommentaren! Ich freue mich auf den Austausch mit dir!
Hallo Martina, danke für deinen blogeintrag :)meine Tochter bald 5 Jahre wird immer Aggressiver. Sie schmeißt mit Gegenständen nach mir und schreit so extrem. Es fühlt sich wie psychoterror an. Ich bin sehr oft ratlos und verzweifelt. Vor allem weil ich noch einen 1 jährigen Sohn habe und er das mitbekommt.
Liebe Gabi,
das ist sicher so anstrengend für dich, oder? Verzweifelt und wahrscheinlich auch ohnmächtig bist du in solchen Situationen. Deine Tochter könnte in der 2. Autonomiephase, der Wackelzahnpubertät, angekommen sein und ein großes Bedürfnis nach Autonomie haben. Dazu habe ich auch einige Beiträge auf meinem Instagram Kanal veröffentlicht. https://www.instagram.com/dr_stotz_kinderpsychologie/
Gerne unterstütze ich dich auch in einer persönlichen Beratung. https://www.etermin.net/mein-erziehungsratgeber
Viel Kraft und Geduld mit deiner Tochter.
Alles Liebe!
Hallo, wäre schon mal mit dir Kontakt aufzunehmen. Ist schon eine Besserung eingetreten? Habe Ähnliches Problem.
Hallo liebe Corinna,
habe dir eine Mail geschrieben 🙂
LG Gabi
Bei mir ist es so, daß meine 8 jährige Tochter mir meine eigene Wut,Verzweiflung und Überforderung spiegelt. Ich bin da achtsam und arbeite an mir. Auch mit professioneller Hilfe. Auch die Arbeit mit meinem inneren Kind tut mir gut. Ich danke der kleinen Maus das sie mich näher zu mir selbst geführt hat.
Liebe Yvonne,
so wertvoll, dass du deine Erfahrungen hier teilst. Ich danke dir dafür!
Ja, Kinder spiegeln uns wunderbar und helfen uns dabei unsere Gefühle und Bedürfnisse kennenzulernen. Dafür dürfen wir dankbar sein.
Alles Liebe für dich und eine Tochter!
Hallo habe eine 7Jährige Enkelin kam vor 3Wochen in die 1.Klasse seitdem war meine Tochter schon 3mal in der Schule da sue andere Kinder schubst kratzt u wütend ist sagt aber ihrer Mutter das alles gut war incder Schule wie kann mann der Kleinen helf.. meine Tochter will sie ab u an bestrafen..bringt doch nix..ich sage immer sie soll sie stärken u trotzalledem hinter ihr stehn..hab sie einen Rat für mich
RosyMeßner
Was kann einen 7 jährigen dazu bewegen, dass er in der Schule immer wieder haut und tritt. Er hat Bindungsabrüche und Ablehnung erfahren aber dennoch gibt es kinder die mit ihm spielen und es passiert in konfliktsituationen. Wir wissen nicht weiter.
Liebe Isabel,
ich habe mich sehr gefreut von dir zu lesen und bedaure die verspätete Antwort.
Ich danke dir für dein Vertrauen. In dieser Situation seid ihr als Eltern verständlicherweise erst einmal ratlos und wisst nicht weiter. Du möchtest ja, dass es deinem Sohn in der Schule gut geht und er sich wohl fühlt, ohne zu hauen und zu treten.
Bestimmt seid ihr auch schon mit der Lehrkraft in Kontakt getreten, um mehr über die Situation zu erfahren. Was sagt euer Sohn, wenn ihr ihn fragt, wie es dazu gekommen ist?
Falls du dir hier mehr Unterstützung und Einblick wünschst buche gerne eine persönliche Beratung https://www.etermin.net/mein-erziehungsratgeber
oder stöbere durch meine Podcasts, vielleicht findest du auch hier noch wertvolle Impulse.
https://mein-erziehungsratgeber.de/podcastfolgen/
Alles Liebe zu dir
Liebe Martina,
hab vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag!
Mein Sohn ist jetzt die 4. Woche in der kita und haut, kneift oder zieht anderen Kindern an den Haaren, wenn sie ihm zu nahe kommen. Er ist 18 Monate alt und wir wollen ihm nun beibringen, dass er sich zurückziehen kann wenn ihm das Drumrum zu viel ist. Da er noch nicht spricht, ist meine Frage, welche Strategien dir noch einfallen, damit er den anderen Kindern ohne gewaltvolle Körpersprache zeigen kann, dass er seine Ruhe braucht/ allein spielen will.
Vielen lieben Dank schonmal!
Verena
Liebe Verena,
es freut mich, dass dir mein Beitrag weitergeholfen hat.
Wundervoll, dass du erkannt hast, dass dein Sohn mehr Rückzug in der Kita braucht.
Dein Kind ist erst 18 Monate alt und noch nicht in der Lage für sich zu sorgen. Er benötigt also eine feinfühlige Bezugsperson in der Kita, die erkennt, dass er Rückzug braucht und ihn dabei unterstützt. Tauscht euch da gerne mit der Bezugserzieherin aus.
Alles Liebe!
Seitdem ich meine eigene Wut da sein lasse, sie nicht mehr unterdrücke wenn ich z.b genervt bin dann denke ich den Satz oder spreche ihn aus … das macht mich freier und tut gut! Dann atme ich laut und sage ich kümmere mich grad um meine genervtheit z.b danach bin ich wieder für dich da. Oder wenn ich das atmen vergesse weil mich die Wut überrollt, dann Boxe ich in ein Kissen. Seitdem ich dies mache ohne mich zu verurteilen und mir sage alle Gefühle dürfen sein. Seitdem kann ich echte Empathie für mein Kind fühlen und zeigen !!!!!! UND damit die genervtheit erst garnicht vermehrt kommt versuche ich immer mehr im Alltag meine Bedürfnisse zu erfüllen. Und dadurch wiederum spüre ich auch schneller wenn mein Kind z.b Ruhe braucht. Weil ich mit mir selbst achtsamer geworden bin.
Liebe Janine,
vielen Dank für das Teilen deiner so wertvollen Erfahrungen und Strategien! Es ist so wichtig sich mit sich selber auseinanderzusetzen und seine Wut anzunehmen. Du darfst stolz auf dich sein. Alles Liebe!
Ich fühle mich täglich erziehungsunfähig und schuldig daran, dass mein Kind (3J.) ständig mit der Faust (mich und Kita-Kinder) schlägt und mich volles Rohr anschreit, dass die Scheiben klirren. Bin einfach nur noch verzweifelt und wünsche mir Harmonie. Ich finde einfach keine Unterstützung, wie ich mit meinem Kind umgehen soll, dass wir wieder respektvoll miteinander umgehen. Wie ändere ich meinen Erziehungsstil, wenn ich doch selber schon keine Kraft mehr habe?
Liebe Theresa,
vielen Dank für deine Offenheit!
Das ist sicher sehr anstrengend für dich, wenn dein Kind täglich diese Verhaltensweise zeigt. Du möchtest wahrgenommen werden und wünschst dir Harmonie. Inzwischen bist du ganz erschöpft und weißt einfach nicht mehr, wie du noch Kraft aufbringen sollt, etwas zu verändern.
Ich unterstütze dich sehr gerne in einer persönlichen Beratung. https://mein-erziehungsratgeber.de/beratung/
Auch möchte ich dir meinen Bindungskurs ans Herz legen, der Ende diesen Jahres wieder startet. Auf meiner Webpage findest du alle Infos dazu.
https://mein-erziehungsratgeber.de/warteliste
Alles Liebe für dich und dein Kind!
Guten Tag, meine Tochter (fast 2 Jahre) spielt mit allen Kindern und zeigt keine Aggressionen gegenüber den anderen. Seit ein paar Wochen ist ein neues Kind zur Eingewöhnung (13 Monate), auf das sich meine Tochter „eingeschossen“ hat. Ich erhielt die Info, dass sie das neue Kind schubst und kneift. Wie kann man hier vorgehen? Vielen Dank