Braucht mein Kind die Kinderkrippe für seine Entwicklung? Sicher nicht! Dein Kind braucht bis zum ca. zweiten Lebensjahr vor allem deine Liebe und enge Bindung. Elterliche Zuwendung ist das Grundprinzip einer gelingenden körperlichen und emotionalen Entwicklung deines Säuglings / Kleinkindes. Je länger du dies deinem Kind ermöglichen kannst, umso besser.

Es stellt sich die Frage, wie dieses Maß an Liebe durch eine Erziehung in einer Institution ersetzt werden kann. Das liegt aber keineswegs daran, dass Kinderkrippen in Deutschland schlecht sind. Das liegt rein daran, dass die Bedürfnisse der Kinder bis zum ca. 2. Lebensjahr meist nicht durch derartige Einrichtungen erfüllt werden können.

Aufbau von Bindungssicherheit und Entwicklung der wichtigen Verbindungen im Gehirn (bis ca. 2. Lebensjahr)

Bitte hinterfrage selbst, ob eine fremde, ausgewählte Betreuungsperson oder Institution wirklich in der Lage sein kann, eine enge emotionale Bindung zu deinem Kind aufzubauen. Wenn es nicht dringend ist (aufgrund von finanzieller oder gesundheitlicher Not), gib dein Kind nicht für längere Zeiten am Tag ab. Ersetzt werden kann die enge Bindung durchaus durch weitere Bezugspersonen (z.B. Großeltern, enge Freunde).

Schaffe dir Freiräume durch die Hilfe deines Partners / deiner Partnerin und durch Bezugspersonen der Familie. Die Person und dein Baby sollten sich davor gut aneinander gewöhnt haben und die Person sollte in der Lage sein, natürliche und freie Liebe in ausreichendem Maße für dein Kind zu empfinden. Nur so können die Bedürfnissen deines Kindes in dieser Phase gerecht werden. So unterstützt du dein Kind darin, Urvertrauen und Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) in ausreichendem Maße aufzubauen.

Ergebnisse der Hirnforschung, Bindungsforschung und WHO:

Der Hirnforscher Ralph Darwirs und der Kinder- und Jugendpsychater Gunther Moll sprechen sehr radikal von einer „Betreuung ohne Liebe“,  wenn Kinder fremd betreut werden. Gemeint ist hier sicher das Fehlen der Liebe einer Bezugsperson, da das Krippenpersonal sicher sehr kinderlieb sein wird. Betont wird von den Beiden der politische und wirtschaftliche Charakter von staatlichen Einrichtungen für Erziehung vor dem 2. Lebensjahr.

Warum ist dieses besondere Maß an Zuwendung so bedeutungsvoll? Das Gehirn entwickelt in dieser Zeit all jene Verbindungen, die für Resilienz in der weiteren Entwicklung wichitg sind. Hierfür braucht der Säugling/das Kleinkind nichts mehr und nichts weniger als ein promptes, feinfühliges Reagieren auf Signale durch mindestens eine Bezugsperson.

Untersuchungen des Münchner Bindungsforschers Karl-Heinz Brisch zeigen deutlich, dass unter Zweijährige eine hohe Menge an Cortisol (Stresshormone) ausschütten, wenn keine enge Bezugsperson feinfühlig auf ihre Signale (Mimik, Gestik, Schreien) reagiert. Das Stresstoleranzniveau ist bei Säuglingen/Kleinkindern noch sehr gering und wird so schnell überschritten und kann zu Bindungsstörungen  führen. Verbindungen im Gehirn, welche für die spätere gesunde Entwicklung bedeutsam sind, werden dabei gehemmt.

Erstaunlich ist es demnach keineswegs, warum eine Zunahme von Verhaltens- und emotionalen Störungen (z.B. ADHS/ADS, Konzentrationsprobleme, Schulangst, Verlustängste, Angst vor dem Alleinsein usw.) zu beobachten ist. Natürlich können hierfür die Ursachen auch woanders liegen, aber das Risiko ist in dieser Entwicklungsphase am höchsten, da das Stresstoleranzniveau am kleinsten ist.

Umfrage von Erzieher*innen:

Bestätigt wurde mir diese Haltung auch durch eine Umfrage von einigen Erzieher*innen, die in Krippen arbeiten. Sie selbst würden ihr Baby nicht in die Krippe geben. Die Begründung lag nahe: Sie alle sahen sich nicht in der Lage, auf die Signale der Babys in dem Maße feinfühlig zu reagieren, da ihnen der emotionale Bezug zu den Säuglingen fehle und die Anzahl an Kindern verhindere, ausreichend auf einzelne Signale der Babys zu reagieren. Auch sei nicht genügend Zeit, die einzelnen Babys richtig kennenzulernen und ihnen die nötige körperliche Nähe zu geben.

Sicher sind die Bedingungen in Krippen nicht vergleichbar und über einen Kamm zu scheren. Sollte es ein Krippenkonzept sein, in welchem Kinder diesen Problemen nicht ausgesetzt sind und Kinder die Möglichkeit haben, sich in sehr kleinen Gruppen so einzugewöhnen, dass eine emotionale Bindung in ausreichendem Maße möglich ist, kann dies durchaus eine Betreuungsalternative darstellen.

Umfragen von Müttern:

Umfragen von Müttern zeigen darüber hinaus, dass sie es als Last empfanden, ihr noch hilfloses Baby in der Krippe abzugeben, und sie von stetigem schlechtem Gewissen geplagt waren, da es sich einfach nicht natürlich anfühlte. Sie verzichteten beim zweiten Kind auf Fremdbetreuung oder reduzierten die Zeit, in der Sie ihr Kind in die Fremdbetreuung gaben, da sie diese stressige Erfahrung nicht noch einmal machen wollten.

Diese Gefühle zeigen, dass Mütter intuitiv richtig handeln würden. Sie folgen dabei ihrem natürlichen weiblichen Urinstinkt und das ist richtig! Du als Mutter weißt am allerbesten, was dein Kind braucht. Genauso sind Mütter in der Lage einzuschätzen, ob ihr Kind vielleicht schon mit 1,5 Jahren sehr weit ist und wenige Stunden fremdbetreut werden kann.

Wieder andere Umfragen von Müttern ergaben, dass Kinder sozial und kognitiv viel in der Krippe dazulernten und sehr gerne die Krippe besuchten. Es gilt Studienergebnisse, die für den Krippenbesuch sprechen, methodisch zu hinterfragen, da sie lediglich die vermeintlich „neu erlernten kognitiven und sozialen Fertigkeiten“ der Kinder, welche für diese Entwicklungsphase nicht wirklich bedeutend sind, aus Sicht der Mütter beschreiben.

Ergebnisse der Bindungsforschung betonen jedoch eindeutig, dass die emotionale Entwicklung und die damit verbundene Entwicklung der nötigen Verbindungen im Gehirn beeinträchtigt sind und erst spätestens ab dem 2. Lebensjahr Kinder vom Krippenbesuch profitieren. Damit sind z.B. der Umgang mit Gefühlen, Ängsten, Unsicherheit und Frustration gemeint. Ich persönlich möchte diesen Untersuchungen der Hirn- und Bindungsforschung mehr Vertrauen schenken.

Kritische Betrachtung

Verständlich ist, dass Mütter aus finanziellen Gründen und aus Angst, ihre Karrierechancen zu verpassen, viel früher gezwungen sind, ihre Kinder in eine institutionelle Betreuung zu geben. Sicher spielen hier auch persönliche Gründe, wie der Drang nach Selbstverwirklichung vieler Frauen, eine Rolle. Das ist verständlich, zumal Frauen in unserer Berufswelt ohnehin benachteiligt sind.

Meines Erachtens gilt es, die Ursache nach dem „Krippentrend“ nicht bei den Eltern zu suchen, sondern viel mehr in unserem politischen und gesellschaftlichen System. Anstatt Eltern mehr finanzielle Unterstützung zu gewähren und adäquate berufliche Chancen nach Rückkehr der Elternzeit nach frühestens 2 Jahren zu gewährleisten, werden Eltern sogar verunsichert oder teilweise verurteilt, wenn Sie ihr Kind nicht nach einem Jahr abgeben und wieder arbeiten. Frauen, die 2 bis 3 Jahre zu Hause bleiben, kommen sogar in unangenehme Situationen und müssen sich dafür rechtfertigen. Auch fragen sich solche Mütter tatsächlich, ob ihrem Kind nicht etwas fehlt, wenn es nicht fremdbetreut wird.

Liebe Eltern, habt Vertrauen! Deinem Kind fehlt bei euch zu Hause rein gar nichts und es braucht keine weitere Förderung in den ersten beiden Entwicklungsjahren. Du machst das selbst so gut, wie es niemand anders kann. Du hast die bedingungslose Liebe für dein Kind, auch wenn du mal überfordert, übermüdet, aggressiv oder traurig bist.

Diese Bindung kann niemand anders ersetzen. Lasse dir von niemandem einreden, dass es z.B. wichtig sei, in diesem Alter aufrecht mit anderen Kindern am Tisch zu sitzen und danach den Teller in die Spülmaschine einzuräumen. Diese banalen Dinge lernt dein Kind ohnehin durch dich als Vorbild und zwar dann, wenn es bereits die Zeit hatte, emotional und körperlich all jene Verbindungen im Gehirn herzustellen, die WIRKLICH wichtig für seine Entwicklungsphase sind.

Für unsere wirtschaftliche Situation ist die Fremdbetreuung natürlich vorteilhaft, um Mütter möglichst schnell wieder einzuspannen. Fraglich ist nur, ob wir uns damit langfristig gesehen wirklich einen Gefallen tun oder ob nicht weitere Einrichtungen die Langzeitschäden dieser Entwicklung ausbaden oder das Geld, das die Politik in die Betreuung steckt, später in Therapie und familiäre Intervention investiert werden muss? Oder ist vielleicht sogar diese Entwicklung gewollt, weil sie wirtschaftlich Vorteile haben könnte? Das sind Fragen, die ich an dieser Stelle aufwerfen möchte. Wer zahlt denn schlussendlich familiäre und therapeutische Intervention? Zu großen Teilen die Eltern!

Sicher gibt es auch Mütter, die einfach totunglücklich wären, wenn sie nicht direkt wieder in ihrem Beruf durchstarten können. Die Frage ist nur, ob diese Karrierefrauen (die ich übrigens großartig finde) nicht noch glücklicher wären, wenn sie die nötige Zeit für ihr Baby hätten und danach genauso wieder durchstarten könnten oder wenn sie die Möglichkeit hätten, ihr Kind ihrem Partner (ohne finanzielle Einbußen) abzugeben?

Und ich bin mir sehr sicher, dass viele Eltern sich sehr viele Probleme im Grundschul- und Jugendalter ersparen könnten, wenn sie sich einfach nur etwas mehr Zeit in der frühkindlichen Phase nehmen würden! Reduziere das Risiko von Nachhilfe, Konzentrationsproblemen, Zappeligkeit, Ängstlichkeit, fehlendem Selbstvertrauen usw. und höre einfach auf das, was dir dein Bauchgefühl sagt.

Setze dich ernsthaft damit auseinander, was du deinem Kind und dir selbst nimmst und welches Risiko du eingehst, wenn du dein Baby zu früh in eine staatliche Betreuung gibst.

Ich weiß! Eigentlich sagt es diesen Eltern keiner, ja! Es haben auch zahlreiche Akademiker*innen, die sehr gebildet sind, davon keine Ahnung. „Wir sind ja alle was geworden“ – auch wenn wir vielleicht selbst fremdbetreut wurden. Wie steht es jedoch bei diesen Persönlichkeiten, aus denen „was geworden ist“, wirklich um ihre emotionale Gesundheit? Wäre es nicht schön, wenn unsere nächste Generation ausgestattet werden würde durch die emotionale Intelligenz, die unserer Generation fehlt?

Den Grundstein dafür kannst du schaffen. Und auch wenn sicher einige Kinder auch resilient aus einer Fremdbetreuung hervorgehen, ist das Risiko für dich nicht zu groß? Ich möchte dir keine Angst machen oder dich unter Druck setzen, allerdings möchte ich hervorrufen, dass sich Eltern ehrlich mit dieser Thematik vertraut machen.

Warum wissen viele Eltern nichts davon? Weil sie es nicht wissen wollen oder weil Sie einfach blind dem gesellschaftlichen Trend folgen? Das halte ich für eher unrealistisch, weil Eltern sich sehr um das Wohl ihrer Kinder sorgen.

Der Grund ist meiner Meinung nach, dass Eltern viel zu sehr verunsichert werden und ihnen durch unsere politischen Entwicklungen die Verantwortung abgesprochen wird, ihre Kinder selbst GUT GENUG zu erziehen und zu fördern. Eltern wird dadurch unbewusst wirklich suggeriert, dass es jemand anders besser könnte. Hinzu kommt, dass Mütter mit hohem Bildungsstand sich gezwungen sehen, schnellstmöglich wieder in ihren Beruf zurückzukehren, um keine Karriererückschritte ertragen zu müssen.

Liebe Eltern, übernehmt die alleinige Verantwortung für eure Kinder! 

Ich würde mir von allen Eltern wünschen, die Verantwortung für Erziehung wieder mit vollem Selbstbewusstsein zu übernehmen, um dieser Strömung entgegen zu wirken. Ich würde mir Wünschen, dass Eltern auf ihr Bauchgefühl hören und ihre Bindungsgefühle zu ihrem Kind ernst nehmen.

Wenn es sich unnatürlich anfühlt, ist es auch unnatürlich, ihr Baby an fremde Personen abzugeben. Da können diese noch so gut qualifiziert sein! Wenn finanziell irgendwie möglich, traue auch deinem Partner zu, die Betreuungssituation für längere Zeit zu übernehmen. Vertraue wieder in deine Fähigkeiten und lasse dich nicht verunsichern. Dein Kind braucht in den ersten 2 Jahren zunächst allein dich, deine Liebe und Aufmerksamkeit und davon möglichst viel!

Wenn du dein Kleinkind gerne abgeben möchtest, würde ich dir empfehlen, das frühestens mit 1,5 Jahren zu tun – wenn du dabei ein gutes Gefühl hast und dein Kind sich schnell entwickelt. Auch wenn du bei deinem Kind erkennst, dass es sich schon nach 1,5 Jahren nach Austausch mit anderen Kindern sehnt, gib es gerne für 2-3 Stunden in eine Spielgruppe oder Ähnliches.

Abschließend ist es mir wichtig, dass in diesem Artikel „Mütter“ genauso durch „Väter“ ersetzt werden können – nur der Einfachheit halber wurde darauf verzichtet. Auch möchte ich nochmals betonen, dass es mir nicht zusteht, über Eltern zu urteilen, die ihr Baby aus triftigen Gründen abgeben müssen. In besonders schwierigen Konstellationen befinde ich es nämlich sogar als großer Schatz, dass es staatliche Einrichtungen für unsere Kinder in dieser Entwicklungsphase gibt.

Ich möchte durch diesen Artikel lediglich verhindern, dass sich Eltern von gesellschaftlichen Trends und politischen Interessen täuschen lassen und alle Eltern von ganzem Herzen bestärken die Betreuung Ihres Babys – wenn möglich – sich selbst zuzutrauen.

Alles Liebe,
deine Martina

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!

You have Successfully Subscribed!