Zahlreiche Eltern und Kinder durfte ich bei diesem wichtigen Thema in der Beratung, in der KiTa und auch in der Schule schon begleiten.

Ich durfte unterschiedlichste Erfahrungen mit gefühlsstarken und hochsensiblen Kindern machen und feststellen, dass die Theorie zwar hilft, jedoch der Alltag eine große Herausforderung ist und viel Unterstützung braucht.

Was Eltern mit gefühlsstarken und hochsensiblen Kindern leisten, ist enorm.

Nicht selten trifft Eltern sogar ein unsanftes Urteil, sie hätten etwas mit ihrem Kind “falsch gemacht” und genau deshalb möchte ich in diesem Blogbeitrag Bewusstsein schaffen und aufklären.

Gerade in den letzten beiden Jahren erreichen mich verstärkt Beratungsanfragen zu diesem Thema und ich erhalte auch persönliche Nachrichten mit dem Wunsch nach mehr Aufklärung.

 

Hochsensibel oder gefühlsstark? Was ist eigentlich der Unterschied?

Die Begrifflichkeit spielen aus meiner fachlichen Sicht weniger eine Rolle, als der Umgang mit den besonderen Empfindungen des Kindes. Es ist jedoch hilfreich, einen Blick auf die Definitionen der verschiedenen Begriffe zu werfen.

Grundsätzlich versuchen alle ForscherInnen und AutorInnen durch eine Einordnung Eltern Sicherheit für den Umgang mit den Besonderheiten ihres Kindes zu geben.

Viele Eltern lernen so einen kompetenteren Umgang mit den besonderen Fähigkeiten des Kindes und kommen in den Austausch mit anderen Eltern.

 

Hochsensible Kinder

Die Forscherin Elaine Aron forscht zu dem Themenkomplex Hochsensibilität seit 1996. In ihrem Buch „Sind sie hochsensibel?“ (2005) erklärt sie, dass es sich bei Hochsensibilität um eine genetische Veranlagung handelt (häufig ist auch ein mind. ein Elternteil hochsensibel).

Das besondere Merkmal von „Hochsensibilität“ ist, dass das Gehirn viel mehr Reize gleichzeitig aufnimmt. Es fehlt sozusagen ein „Filter“, der verhindert, dass sehr viele Reize gleichzeitig aufgenommen werden, worüber im Gehirn eine erhöhte Reizverarbeitung stattfindet.

Hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen „ohne Filter“ ist anstrengend von Geburt an. Es wird vermutet, dass ca. 20 Prozent aller Menschen hochsensibel sind.

 

Fachbegriff „Sensory Processing Sensivity“

Dieser komplexere Reizverarbeitungsprozess führt dazu, dass Kinder schnell überfordert sind und daraus resultierend bestimmte Verhaltensweisen / Gefühlsausdrücke zeigen.

Es gibt Kinder, die sich deswegen eher in sich zurückziehen und andere Kinder, die ihre Gefühle stark nach außen richten. Sensory Processing Sensivity bezieht sich stark auf das, was sich im „Inneren“ abspielt.

 

Gefühlsstarke Kinder

Die Therapeutin Mary Kurcinka prägte diesen Fachbegriff schon 1992, zudem geht auch Nora Imlau in ihrem Buch „So viel Freude, so viel Wut“ (2018) genauer auf Gefühlsstärke ein. Genau wie Hochsensibilität besteht auch Gefühlsstärke bei Kindern von Geburt an. Dieser Begriff bezieht sich stark auf das Verhalten des Kindes. Merkmale sind z. B.:

  • intensives Erleben und Ausdrücken von Gefühlen
  • sehr willensstark
  • Reizverarbeitung wie bei Hochsensibilität
  • brauchen ein ausgeprägtes Sicherheitssystem mit klaren Routinen und Abfolgen
  • benötigen gleichzeitig viel Raum für Autonomie
  • große Schwierigkeiten mit Übergängen und Trennungssituationen

Der Unterschied zu ADHS / ADS: Auch Kinder mit ADHS und ADS sind reizoffen, doch kommt hier noch hinzu, dass sich diese Kinder ganz besonders schwer konzentrieren können und zu einer inneren Ruhe finden können.

 

Der Vorwurf “Was macht dein Kind denn für ein Theater?”

KEIN KIND AUF DIESER WELT MACHT EIN THEATER! JEDES KIND VERSUCHT DURCH SEIN VERHALTEN FÜR SICH ZU SORGEN und es braucht die Hilfe seiner Bezugspersonen, mit diesen starken Gefühlen umzugehen.

Gefühlsstarke und hochsensible Kinder brauchen hier NOCH MEHR Hilfe.

Es gibt viele Kinder, die Dinge intensiver wahrnehmen, als andere Kinder. Im fachlichen Diskurs wird hier von einer sogenannten “Reizoffenheit” gesprochen, worüber Kinder Situationen, Stimmungen, visuelle und akustische Reize  und körperliche Empfindungen viel stärker empfinden, als andere Kinder.

Es handelt sich hier um eine genetische Disposition, die diese Empfindungen im Kind hervorbringt. Eltern haben hier absolut nichts “falsch” gemacht, sondern brauchen lediglich ganz viel Verständnis, Unterstützung und Hilfe von außen.

Es gibt natürlich auch viele gefühlsstarke und hochsensible Erwachsene, die meist lernen mussten, ihre Gefühle “wegzudrücken”.

 

Woran du erkennst, ob dein Kind gefühlsstark / hochsensibel ist

Besonders am Herzen liegt mir bei meiner Arbeit Kinder NIEMALS in Schubladen zu packen. Jedes Kind ist besonders, so wie es ist und gleichzeitig hilft es Eltern manchmal zu wissen, dass auch andere Kinder besonders starke Gefühle und Empfindungen haben.

Deshalb mache ich ein paar Verhaltensbeispiele, die bei Gefühlsstärke und Hochsensibilität häufig auftreten:

  • Nähte an der Kleidung werden als extrem unangenehm empfunden.
  • Socken oder enge Schuhe sind sehr unangenehm.
  • Nur bestimmte Kleidung, die besonders angenehm ist wird getragen.
  • Lautstärke, Licht und Gerüche können zu Überforderung führen.
  • Ungewohnte Situationen sind zunächst kaum erträglich, weil so viele Reize auf das Kind einprasseln.
  • Trennungsängste sind ausgeprägter als bei anderen Kindern, da das neue Umfeld zunächst gefährlich wirkt.
  • Alle Gefühle werden stärker wahrgenommen und entsprechend stärker zum Ausdruck gebracht.
  • Ein verändertes Umfeld kann Stress auslösen und braucht danach viel Rückzug und Bindung

 

Was Eltern mit gefühlsstarken und hochsensiblen Kindern brauchen

Eltern brauchen in diesen Situationen…

  • Verständnis dafür, dass die Situation anstrengend ist
  • Unterstützung, um sich selbst auch mal ausruhen zu können
  • Bewusstsein für die positiven Seiten der Gefühlsstärke und Sensibilität
  • Sicherheit und ausreichend Informationen, um mit den starken Empfindungen umgehen zu können
  • Klarheit über eigene Bedürfnisse und die Bedürfnisse des Kindes
  • Ruhe und Entspannung, um immer wieder mit neuer Energie dieser Herausforderung zu begegnen.

Das letzte, was Eltern in dieser Situation brauchen ist Verurteilung von außen!

Ich rufe deshalb auf für ganz viel Einfühlung und Verständnis, wenn du in deinem Bekanntenkreis oder in der Öffentlichkeit eine solche Situation wahrnimmst.

 

Statt: “Stell dich jetzt nicht so an und reiß dich zusammen!”…

… die Sätze: “Ich sehe dich mit all deinen Gefühlen! Ich helfe dir einen Weg zu finden, wie du diese ausdrücken kannst, ohne anderen Menschen zu schaden.”

Hochsensible und gefühlsstarke Kinder KÖNNEN sich in vielen Situationen nicht “zusammenreißen!” Sie werden von ihren Gefühlen übermannt! Sie sind in großer Not und brauchen deine Hilfe. Oft wird gerade gefühlsstarken Kindern vorgeworfen, sie würden ihre Eltern manipulieren.

Bitte vertraut auf dein Bauchgefühl und mache dir immer wieder bewusst:

  • Dein Kind möchte es schaffen und braucht dein Hilfe!
  • Dein Kind empfindet stärker als andere Kinder und braucht deshalb mehr Sicherheit und Zeit.
  • Dein Kind ist wertvoll, genau so wie es ist.
  • Dein Kind kann hat mit seiner Feinfühligkeit ganz viele wundervolle Stärken und lebt besonders achtsam und bewusst.

 

Besondere Fähigkeiten von gefühlsstarken und hochsensiblen Kindern

Ganz viel Stolz und Liebe spüre ich oft, wenn ich mich mit Eltern über ihre gefühlsstarken und hochsensiblen Kinder unterhalte. Ganz besondere Fähigkeiten entwickeln Kinder nämlich häufig über ihre genetische Veranlagung.

Gefühlsstarke und hochsensible Kinder können:

  • Stimmungen besonders schnell aufnehmen und darüber spüren, ob ihnen ihr Umfeld gut tut.
  • Beziehungen besonders intensiv leben und Liebe für andere Menschen besonders stark empfinden.
  • Lebensfreude besonders stark empfinden und zum Ausdruck bringen.
  • Gefühle anderer Menschen besonders sensibel wahrnehmen und darüber besonders feinfühlig reagieren.

 

Was gefühlsstarke und hochsensible Kinder brauchen

Kinder brauchen in diesen Situationen…

  • körperliche Nähe bei ihren Bezugspersonen
  • viele Gewohnheiten (räumlich und sozial)
  • Transparenz über Dinge, die auf dein Kind zukommen
  • ein sogenanntes Sicherheitskonzept, das immer nach einem ähnlichen Muster abläuft
  • Strategien, um mit allen starken Gefühlen umzugehen
  • Führung und Orientierung in herausfordernden Situationen
  • Bezugspersonen, die ihr Verhalten nicht negativ bewerten
  • Die innere Sicherheit ihrer Bezugspersonen, dass alles gut ist.
  • Raum für starke Gefühle und gleichzeitig klare Vorgaben
  • Reduzierter Medien- und Zuckerkonsum
  • Ausgebildetes Fachpersonal in Bildungseinrichtungen, die Kindern mit Einfühlung begegnen können.

 

Wie ist das bei euch?

Dein Kind reagiert in manchen Situationen, die für andere Menschen oder Kinder “normal” sind extrem panisch und mit starken Gefühlen?

Du bist selbst schon manchmal beschämt, weil auch du die Reaktion als “sehr stark” empfindest?

Lasst uns in den Kommentaren in einen offenen Austausch kommen, damit Eltern und Kinder mit diesem Thema mehr Einfühlung, Unterstützung und Akzeptanz erfahren.

WELCHE ERFAHRUNGEN HAST DU MIT DEINEM GEFÜHLSSTARKEN / HOCHSENSIBLEN KIND?

 

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