Manchmal gibt es keinen Ausweg mehr. Die Liebe, für die du lange gekämpft hast, scheint wie weggeblasen. Lange Zeit hast du Vieles akzeptiert, deine Bedürfnisse hinten angestellt und viel runtergeschluckt, vielleicht auch deinem Kind zu Liebe, und nun steht ihr vor der Trennung und du fragst dich, wie du es deinem Kind möglichst schonend beibringen kannst.
Bestimmt hast du großen Respekt davor, deinem Kind von eurer Trennung zu erzählen.
Wie es dir gelingt, dein Kind aufzufangen und auf die Trennung vorzubereiten, möchte ich dir im folgenden Blogartikel zeigen.
Ich beantworte die häufigsten Fragen, mit denen Eltern zu mir in die Beratung kommen, um sich auf das Gespräch mit den Kindern vorzubereiten.
Sollen wir es gemeinsam erzählen?
Sofern ihr in der Lage seid, als Team in dieses Gespräch zu gehen und es nicht zu Schuldzuweisungen kommt, empfehle ich das Gespräch gemeinsam zu führen.
Sprich mit deiner/deinem Expartner*in dann ab, wann ihr gemeinsam einen guten und ruhigen Moment finden könnt, mit dem Kind zu sprechen. Seid so klar und entschieden wie möglich, da es für dein Kind dann leichter ist, eure Entscheidung zu akzeptieren.
Was tun, wenn wir mehrere Kinder haben?
Sprecht je nach Alter und Charakter einzeln mit den Kindern, um die jeweiligen Emotionen direkt auffangen zu können und kindgerecht (je nach Entwicklungsstufe) erklären zu können.
Manchmal sind Geschwisterbeziehungen sehr innig und der Altersabstand ist nicht all zu groß. Dann ist es empfehlenswert, die Geschwisterkinder gemeinsam über die Trennung zu informieren, damit sie sich in diesem Moment gegenseitig eine Stütze sein können. Hört hier gerne auf euer Bauchgefühl und entscheidet individuell, ob ihr es den Kindern einzeln oder gemeinsam erzählt. Wenn ihr z.B. ein Kleinkind und ein Grundschulkind habt, würde ich euch empfehlen, die Gespräche entwicklungsgerecht anzupassen.
Das Kleinkind kann eine Trennung noch nicht kognitiv verarbeiten, es spürt nur, dass sich etwas verändert, und es braucht vor allem die Sicherheit und Nähe mindestens einer Bezugsperson.
Ein Grundschulkind hingegen kann Konsequenzen einer Trennung bereits einschätzen, wird mehr Fragen stellen und entwickelt darüber stärkere Verlustängste, weshalb es hier viel mehr Gespräche und genauere Erklärungen braucht.
Wie antwortet ihr auf die Frage: “Warum trennt ihr euch?”
Am besten wäre es für die Kinder, wenn keiner von euch dem anderen die Schuld für die Trennung gibt. Macht klar, dass ihr beide hinter der Trennung steht und sagt z.B.:
“Wir bleiben weiter Freunde (falls möglich), möchten gleichzeitig nicht mehr zusammen leben.”
“Wir haben uns weiterhin gern, lieben uns gleichzeitig nicht mehr als Paar.”
“Wir sind glücklicher, wenn jede(r) von uns ein eigenes Zuhause hat. Du hast ab sofort ein Zuhause bei uns beiden.”
“Wir möchten beide glücklich sein und haben festgestellt, dass wir glücklicher sind, wenn wir kein Paar mehr sind.”
“Wir lieben uns noch so wie Freunde. Wir haben gemerkt, dass wir glücklicher sind, wenn wir nicht jeden Tag zusammen leben.”
Verzichtet darauf, den Kindern zu sagen, dass ihr euch nicht mehr liebt. Kinder können darüber sonst die Angst entwickeln, dass auch ihr sie plötzlich nicht mehr liebt.
Vermittle die Botschaft: “Wir sind weiterhin immer für dich da!”
Dein Kind stellt sich vermutlich ab ca. 4 Jahren sofort die Fragen, ob ein Elternteil ab sofort für immer weg sein wird. Nehmt diese Sorge direkt auf und sagt z.B.:”Ich bleibe für immer deine Mama/dein Papa und bin immer für dich da. Du kannst mich anrufen und wir besuchen uns ganz oft. Wenn du einen von uns vermisst, trösten wir dich und finden eine Lösung. Wir beschützen dich.”
Und was ist an Weihnachten und Geburtstagen?
Ab einem bestimmten Alter fragen sich Kinder, wie ab sofort die Weihnachtstage und Geburtstage ablaufen werden. Findet für diese Fragen bereits vor dem Gespräch eine gemeinsame Lösung, die ihr eurem Kind vorschlagen könnt.
Kinder können aushalten, dass ihr diese Feiertage ab sofort nicht mehr gemeinsam verbringt. Wichtig ist hier nur eine klare Absprache und die Berücksichtigung der Wünsche der Kinder.
Vermeidet, dass eure Kinder Partei ergreifen müssen
Egal, wie groß die Schuld des Partner aus deiner Sicht ist: Vermeidet, diese Schuldzuweisungen auszusprechen. Du bringst dein Kind darüber automatisch in die Lage, dass es Partei beziehen muss. Versuche so wertfrei wie möglich über deine/deinen Partner*in zu sprechen und nehmt darüber eurem Kind ganz viel Last von den Schultern. Kinder neigen dazu, sich immer auf die Seite des Schwächeren zu stellen, und darüber entsteht eine Verantwortung für das Kind, die sich sehr negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Versuche deshalb, kein schlechtes Wort zu verlieren und deinem Kind klar zu machen: “Ich respektiere und achte deinen Papa/deine Mama weiterhin.”
Umgang mit Schuldgefühlen
Viele Kinder fühlen sich verantwortlich für die Trennung ihrer Eltern. Sie haben Gedanken wie z.B.: “Trennen sie sich, weil ich nicht brav genug war?” / “Haben sie sich wegen mir so oft gestritten?” / “Bin ich schuld, dass sie sich trennen?”.
Versucht. solche Gedanken direkt aufzunehmen. und macht eurem Kind klar, dass ihr die Verantwortung übernehmt und dein Kind keine Schuld trifft.
Über gemeinsame Aktivitäten sprechen
Falls ihr noch dazu in der Lage seid, sprecht mit euren Kindern darüber, was ihr ab sofort trotzdem noch gemeinsam als Familie machen werdet. Ihr könnt z.B. einmal im Monat gemeinsam Pizza essen oder am Geburtstag gemeinsam etwas unternehmen. Solche Anker beruhigen dein Kind und geben ihm Sicherheit.
Gefühle auffangen
Es wird sich nicht verhindern lassen, dass bei deinem Kind durch eure Trennung Verlustängste ausgelöst werden. Diese Ängste können gleichzeitig gut aufgefangen und begleitet werden. Benenne die Ängste für dein Kind und ignoriere sie nicht. Sage z.B.
“Du hast riesige Angst, dass …. Das verstehe ich. Ich verspreche dir, ich bin da. Du brauchst ganz viel Nähe von uns beiden. Ich weiß.”
Relativiere die Ängste deines Kindes nicht, indem du sagst: “Du brauchst keine Angst haben!”, sondern nimm die Gefühle Angst und Traurigkeit an und begleite diese Gefühle liebevoll. Mach dich auch darauf gefasst, dass dein Kind wütend wird oder dich/euch beschimpft. Versuche auch hier, ruhig zu bleiben und die Wut anzunehmen.
Frag dein Kind, was ihm helfen würde
Sobald sich dein Kind etwas beruhigt hat, frage nach seinen Wünschen und Bedürfnissen und sucht gemeinsam nach Wegen, die es deinem Kind leichter machen.
Vielleicht hilft es deinem Kind zu wissen, wie viele Tage es bei Mama/Papa sein wird. Umso genauer dein Kind weiß, was es zu erwarten hat, desto leichter wird es.
Ihr könnt z.B. einen Monatsplan aufstellen, indem ersichtlich wird, wann die Kinder bei Mama/Papa sind.
Abschließend möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass dein Kind eure Trennung dann am besten akzeptieren kann, wenn ihr sehr klar und entschieden seid. Sobald Kinder ein schlechtes Gewissen und Unsicherheit bei ihren Eltern spüren, beginnen sie, ihre Eltern von der Trennung abzubringen (ab dem Grundschulalter).
Seid deshalb sehr klar über euer WARUM für die Trennung. Schreibt euch am besten nochmal eine Liste mit Gründen zusammen, WARUM die Trennung sowohl für euch als auch für die Kinder der friedvollste Weg ist.
Schließlich ist es auch für die Kinder sehr schwer, wenn Eltern sich ständig streiten und nur noch aus Pflichtbewusstsein die Familie aufrecht erhalten. Ihr habt es beide verdient, glücklich zu sein, und manchmal ist das eben nur möglich, wenn ihr getrennte Wege geht.
Kinder brauchen glückliche und zufriedene Eltern – und deshalb ist eine Trennung manchmal der beste Weg, um Kindern ein friedliches Familiennest bieten zu können.
Liebe Martina,
dein Artikel kommt zum perfekten Zeitpunkt. Wir haben zum Glück auf unser Herz gehört, als wir nun die Kinder über die Trennung berichteten und ich hab begonnen mit ihnen das zweite Zuhause zu planen. Sie sind begeistert. Ich neige dazu, sie immer mal wieder zu fragen, wie es ihnen geht. Ich will jedoch nicht ständig über die Trennung sprechen, da diese hier in Harmonie passiert und ich möchte den Kindern nicht „einreden“, dass sie evtl besorgt sein könnten. Mein Herz sagt mir, das es gut wäre zu reagieren, wenn Fragen kommen und Gefühlsausbrüche entsprechend zu begleiten. Ansonsten mit ihnen glücklich zu sein. Hast du dazu eine andere Meinung? Mein Verhältnis mit den Kindern ist sehr innig. Meine 7jährige Tochter ist sehr verkopft und ich mache mir Sorgen, dass sie sich Gedanken macht, die ich vielleicht nicht mitbekomme. Mein Sohn (5) hat eine besonders Enge Bindung zu mir. Es wird schwer ihn im Wechselmodel Tageweise nicht zu sehen. Ich würde das gern individuell gestalten. Wie viel Flexibilität kann man Kindern zumuten? Was, wenn das Kind nicht bei dem einen Teil schlafen möchte und mich vermisst? Ist es gut auf Wünsche einzugehen und was wenn der Wunsch für das eine Elternteil passt aber der andere dagegen ist?
Vielleicht magst du mir antworten. Auf jeden Fall danke für deine vielen Impulse und den Bindungskurs
Claudia
Liebe Claudia, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr, dass ich dich durch meinen Beitrag abholen konnte. Versuche dein Kind in ganz kleinen Schritten auf die Trennung vorzubereiten und ihm Strategien mitzugeben, wenn er dich dort vermisst. Du kannst z.B. etwas von dir mitgeben oder ihm versichern, dass er dich anrufen kann, wenn er dich vermisst. Diese Strategien geben ihm Halt und ihr könnt sie zu Hause in Ruhe besprechen. Am wichtigsten ist, deine innere Klarheit, warum du ihn auch zum Papa geben möchtest. Kinder sind anpassungsfähiger und belastbarer als wir denken, sofern Eltern wirklich hinter dem stehen, was sie tun. Das gibt ihnen Sicherheit. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese Zeit und sende dir viel Liebe!! Alle Gute!!
Oh liebe Martina, Du bist so ein Schatz! Unglaublich, was Du alles mit uns teilst. Ich spüre immer, wenn ich von Dir lese oder mir Deine Beiträge ansehe/anhöre wie mein Innerstes durch Deine so liebevolle und annehmende Art ebenfalls zur Ruhe kommt und ich in mir Frieden finde. Deine Art mit Kindern umzugehen, spricht mich so an und ich fühle dadurch, dass meine Haltung und Einstellung meinem Sohn gegenüber richtig und gut ist. Das brauche ich immer dann, wenn ich wenig Schlaf hatte und meine Belastbarkeitsgrenze weiter unten ist. Eigentlich wollte ich Dir nur DANKE sagen für alles, was Du mir Durch Dein Wirken gibst.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag und hab‘s gut heute.
Liebe Grüße, Christine
Liebe Christine,
oh wie wundervoll, dass ich dich so unterstützen kann! Ich freue mich riesig über deine so wertschätzenden Worte! Vielen, vielen Dank!
Alles Liebe!