Dein Kind hat in unterschiedlichen Situationen Angst und du weißt nicht, wie du ihm helfen kannst? Gerade, wenn Kinder Angst haben, brauchen sie von ihren Bezugspersonen das Gefühl, dass ihre Angst sein darf. Zusätzlich kannst du deinem Kind durch körperliche Nähe und Gespräche zeigen, dass es in Sicherheit ist und es vertrauen darf.
Wichtig ist es danach, dass du deinem Kind hilfst den logischen Teil des Gehirns zu aktivieren, indem es über seine Angst spricht und du ihm dabei hilfst, die Angst realistisch einzuordnen. So hilfst du deinem Kind, dass es lernt Ängste einerseits anzunehmen und andererseits realistisch einzuordnen.
In diesem Blogbeitrag geht es um Kinderängste in unterschiedlichen Situationen. Ich habe dafür einige Impulse und Übungen für dich, die dich und dein Kind stärken können.
Diese Haltung hilft dir, wenn dein Kind Angst hat:
Dein Kind spürt Angst in ganz vielen Momenten. Manchmal sind Kinderängste entwicklungsbedingt. Aus emotionspsychologischer Perspektive steht allerdings fest, dass JEDE kindliche Angst sich erst darüber beruhigt, wenn sie von den Bezugspersonen gesehen und angenommen wird und dein Kind die Möglichkeit bekommt, über seine Angst zu sprechen.
Ein Kind kann noch nicht selbst einschätzen, dass es Angst haben „darf“. Es versteht auch noch nicht, dass jede Angst eine Berechtigung hat und den Zweck „das Überleben zu sichern“.
Deshalb sind Kinder davon abhängig, dass ihre Begzugspersonen ihnen mit folgender Haltung begegnen:
- Ich nehme deine Angst ernst und tue sie nicht ab!
- Ich zeige dir, dass deine Angst dich nur vor etwas beschützen möchte.
- Ich zeige dir durch meine körperliche Nähe und Ruhe, dass du trotzdem in Sicherheit bist.
- Ich helfe dir dabei deine Angst zu umarmen!
- Ich helfe dir dabei, zu verstehen, dass du in Sicherheit bist.
So hilfst du deinem Kind, mit Angst umzugehen
Deinem Kind hilft es, wenn ihr der Angst „ein Gesicht gebt“. Deshalb helfen folgende Fragen deinem Kind besser, mit der Angst im Körper umzugehen:
FRAGE DEIN KIND:
- Wo spürst du deine Angst im Körper?
- Wie sieht deine Angst in deiner Fantasie aus?
- Wollen wir das Angsttierchen/Angstmonster mal malen?
- Komm wir stellen uns vor, dass wir dein Angsttierchen/Angstmonster fest in den Arm nehmen.
- Lass uns mal schauen, was deine Angst sagen möchte.
Über diese Auseinandersetzung wird die Angst für dein Kind weniger bedrohlich und dein Kind lernt, diese einzuordnen. Vielleicht gelingt es euch sogar, dass die Angst zu einem Freund wird, die dein Kind in schwierigen Situationen an die Hand nehmen kann.
Ein Beispiel: Dein Kind hat Angst sich morgens vor der Schule von dir zu trennen?
So kannst du dein Kind vorbereiten:
„Wenn dein Angstmonster kommt, stell dir vor, dass du es an die Hand nimmst und laufe gemeinsam mit deinem Angstmonster los. Streichle deinem Angstmonster über das Köpfchen.“
Auch du kannst das Angstmonster dann beim Abschied noch fest umarmen. So fühlt sich dein Kind mit seiner Angst gesehen und angenommen und DARÜBER BERUHIGT SICH DANN DIE ANGST DEINES KINDES.
Wenn dein Kind Angst vor Monstern und Gespenstern hat
Tatsächlich treten ab ca. 3 bis 4 Jahren bis ins Grundschulalter bei vielen Kindern Ängsten vor Monstern und Gespenstern auf, sobald es ans Einschlafen geht und es dunkel im Zimmer wird.
Dies kann zum einen durch eine völlig natürliche Urangst bedingt sein, die jedes Kind in sich trägt, um sein Überleben zu sichern.
Hinzu kommt häufig viel Unsicherheit im Außen oder zahlreiche Anpassungsleistungen wie z.B. die Eingewöhnung in die KiTa, weshalb Kinder verstärkt Trennungsschmerz und Unsicherheit beim Einschlafen spüren und dann nach einem Grund suchen, warum sie besonders Angst haben.
Verstärkt werden diese Ängste dann vielleicht noch durch Bücher, Märchen, Kinderserien oder Erzählungen von älteren Kindern in der KiTa oder von Erwachsenen.
DAS KANNST DU TUN:
1) Macht das Licht an und sucht gemeinsam, ob da wirklich ein Monster ist. So stillst du das eigentliche Bedürfnis nach Sicherheit und Aufmerksamkeit. Dein Kleinkind fühlt sich mit seiner Angst ernst genommen und beruhigt sich darüber.
2) Schenke deinem Kind körperliche Nähe und Aufmerksamkeit, damit sich dein Kind beruhigen kann.
3) Erzähle z.B. eine Fantasiegeschichte von einem lieben Monster, das auch nur schlafen möchte und richtig Angst vor dem Dunkeln hat. Stellt euch gemeinsam vor, wie ihr das Monster tröstet und beim Einschlafen begleitet.
4) Verzichtet eventuell auf Kinderserien, zu spannende Bücher oder Ähnliches, worüber dein Kind ängstliche Fantasien entwickelt.
5) Sorgt vor dem Einschlafen und auch tagsüber für ausreichend Kuschelzeit, damit Reize schon tagsüber verarbeitet werden und nicht abends geballt vor dem Einschlafen im Dunkeln ausgelöst werden.
6) Stellt euch gemeinsam einen sicheren Ort in der Fantasie vor, an den dein Kind gehen kann, wo ihm nichts passieren kann.
Formulierungshilfen für den Umgang mit Kinderängsten
Falls du unsicher bist, was du zu deinem Kind sagen kannst, wenn es Angst hat, habe ich hier einige Formulierungshilfen für dich. Du kannst z. B. sagen:
- „Ich weiß, da ist gerade wieder deine Angst!“
- „Da kommt gerade wieder deine Angst, die möchte dich nur beschützen!“
- „Ich verspreche dir, dass du in Sicherheit bist.“
- „Ich beschütze dich!“
- „Ich sorge dafür, dass du sicher bist!“
- „Ich helfe dir, dass sich deine Angst beruhigt!“
- „Komm wir umarmen zusammen deine Angst!“
- „Komm, wir sagen hallo zu der Angst und umarmen sie, damit sie sich beruhigen kann.“
Diese Aussagen helfen deinem Kind besonders, wenn es ängstlich ist. Es kann aber sein, dass es dir schwer fällt, diese Sätze zu sagen. Dann hilft dir vielleicht, dir darüber bewusst zu werden, wie du die Angst deines Kindes bewertest.
Bewertest du die Angst deines Kindes negativ?
Dein Kind spürt, ob du mit seiner Angst umgehen kannst. Am meisten hilft es deinem Kind, wenn du die Angst ernst nimmst und sie nicht positiv oder negativ bewertest.
Das ist tatsächlich die größte Herausforderung in der Elternschaft. Die Kunst ist es nämlich, die Angst
1) ernst zu nehmen und da sein zu lassen und dabei Mitgefühl zu zeigen.
2) dabei ruhig zu bleiben und selbst im Vertrauen zu bleiben.
Wenn dein Kind allerdings spürt, dass du selbst völlig unsicher und ängstlich wirst, verstärkt das die Angst deines Kindes. Deshalb ist es zunächst wichtig, dass DU STRATEGIEN FINDEST, MIT ANGST UMZUGEHEN.
5 Strategien, wie du die Angst deines Kindes nicht durch deine eigene Angst verstärkst
Du möchtest deinem Kind mit Vertrauen und Sicherheit begegnen, wenn es Angst hat?
Da du selbst ein ängstlicher Mensch bist und du durch die Angst deines Kindes verunsichert bist, fällt dir das schwer und du weißt nicht, wie du dich selbst regulieren kannst?
Das hängt oft damit zusammen, dass du selbst in deiner Kindheit nicht das GRUNDGEFÜHL VON VERTRAUEN UND SICHERHEIT vermittelt bekommen hast. Deshalb reflektiere deine eigenen Erfahrungen, um deine „Kindheitsängste“ nicht auf dein Kind zu übertragen.
Dabei helfen dir vielleicht 5 Strategien:
1) Nimm deine eigene Unsicherheit an und mach dir bewusst, dass sie da sein darf! Erkläre dir, warum deine Unsicherheit zwar nichts mit der Realität zu tun hat, sie jedoch ihre Berechtigung hat, weil du als Kind Erfahrungen gemacht hast, die dich im Hier und Jetzt ängstlich stimmen.
2) Mach dir klar, dass DU nicht dein Kind bist und werde dir bewusst, dass dein Kind durch deinen sicheren Hafen Vertrauen und Sicherheit spüren kann durch dich. Ganz oft passiert es nämlich unterbewusst, dass du dich selbst in deinem Kind siehst und deine eigenen Ängste darüber auf dein Kind überträgst, sofern du das nicht erkennst.
3) Sprich dir abends vor dem Einschlafen Glaubenssätze vor, wie z.B.
- Ich bin sicher!
- Ich darf vertrauen!
- Ich bin beschützt!
- Ich schaffe das!
4) Mache Meditationen mit positiven Affirmationen und Glaubenssätzen
5) Hole dir professionelle Hilfe, damit du mehr ins Vertrauen kommst. Ich begleite zahlreiche Mamas und Papas auf diesem Weg und liebe meine Arbeit so sehr, weil sie auch für Kinder so viel bewirken kann.
Mit diesen Strategien wird es dir leichter fallen, mit der Angst deines Kindes sicherer umzugehen und nicht mehr selbst verunsichert zu sein.
Ich hoffe sehr, dass du einige dieser Impulse für dich und dein Kind nutzen kannst, um die Angst deines Kindes zu begleiten.
Schreib mir gerne in den Kommentaren:
IN WELCHEN SITUATIONEN HAT DEIN KIND ANGST? HABT IHR STRATEGIEN GEFUNDEN, MIT ANGST UMZUGEHEN?
ICH WÜRDE MICH SEHR FREUEN, WENN DU DIESE STRATEGIEN MIT MIR UND ANDEREN ELTERN TEILEN WÜRDEST.
Du möchtest konkrete Strategien lernen, dein Kind in jeder Entwicklungsphase bindungsorientiert zu begleiten? Dann melde dich gerne für meinen großen Bindungskurs an. Hier bekommst du alle Infos:
Liebe Martina,
Vielen Dank für deine tolle Arbeit und die so wertvollen Beiträge.
Mein Kind (knapp 7 Jahre) hat eine Angst vor dem Grossvater, welcher eine schwere Operation hatte und danach eine sichtbare Narbe am Hals hatte. Jetzt 2,5 Monaten nach der Operation hat es sich wieder etwas gelegt. Das Kind konnte gut sagen, dass die Augenmännchen die Narbe anschauen wollten, sich die Bauchmännchen dann jedoch heftig melden und ein sehr ungutes Gefühl erzeugen. Das Kind wollte den Grossvater nicht mehr besuchen und hatte bei jeder Erwähnung seines Namens das Gefühl wieder präsent.
Ich versuchte die Angst zu respektieren und ihn zu begleiten, es ist für mich jedoch nicht so einfach die Angst einzuordnen und wäre da um einen kleinen Tipp, Input von dir dankbar.
Liebe Grüsse
Martina
Liebe Martina, bitte verzeih die späte Antwort. Deine Sorge kann ich gut verstehen. Ich finde du begleitest ihn schon sehr liebevoll. Lass deinem Kind Zeit und wenn dann geht Schritt für Schritt vor. Er braucht vermutlich noch mehr Zeit, um sich wieder anzunähern.
Liebe Martina,
vielen Dank für den Artikel.
Meine Tochter ist fünf Jahre alt und hat große Angst vor dem Kinderarzt.
Bei schmerzlosen Untersuchungen wehrt sie sich immer noch sehr.
Momentan hat sie auch panische Angst,dass beim Duschen das Pflaster abgehen könnte, auch wenn ich ihr erkläre,dass die Wunde schon längst abgeheilt ist.Mir fällt es in solchen Situationen sehr schwer geduldig zu bleiben.
Ich durfte mich als Kind nie so gehen lassen und war selbst als Kind längere Zeit im Krankenhaus.
Ich war auch lange Kinderkrankenschwester und erlebte wie viel schmerzhaftere Dinge Kinder erleiden mussten, darum bin ich auch manchmal wütend und hilflos.
Wir haben schon viel Kinderarzt gespielt und Bücher. gelesen dazu.
Hast Du mir einen Tipp wie ich sie da besser begleiten kann?
Deine Podcastfolge zum Thema
Kinderarzt habe ich schon gehört.Ich fühle mich in der Praxis auch sehr unter Druck gesetzt. Eine Ärztin sagt immer sie sei zu alt um sich so “ anzustellen“ und sie sehe es problematisch für die Schule.
Leider nehmen die anderen Kinderärzte in unserer Umgebung niemand mehr auf. Vielleicht hast Du noch eine Idee für mich?
Ich habe selbst immer schon Angst,wenn wir zum Arzt müssen und natürlich tut sie mir auch leid und ich Frage mich,was ich falsch mache.
Viele Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
herzlichen Dank für deine Offenheit und dein Vertrauen.
Das ist für dich anstrengend und zermürbend, weil du sicher auch Sorge um deine Maus hast und du sie beschützen möchtest? Doch fällt es dir wahrscheinlich aus eigener Erfahrung schwer dich in sie hineinzuversetzen?
Ich kann gut nachvollziehen, dass dich ein Arztbesuch unter Druck setzt und du vor dem nächsten schon angstvoll hinblickst, wenn die Ärztin solche Aussagen triffst und scheinbar kein Verständnis hat. Deine Angst kann sich auf deine Tochter übertragen.
Gerne helfe ich dir in einer persönlichen Beratung. Diese kannst du hier buchen https://www.etermin.net/mein-erziehungsratgeber
Kennst du auch schon meine Leuchtturmsprechstunde auf meinem Instagram-Account? 2x im Monat kannst du mir dort live Fragen stellen. https://www.instagram.com/dr_stotz_kinderpsychologie/
Abonniere gerne auch den Leuchtturmbrief und bekomme gratis E-Books u.a. zum Thema gewaltfrei Grenzen zeigen. https://mein-erziehungsratgeber.de/ebook/
Alles Liebe!
Liebe Martina,
meine Tochter (3,3) hat viel Angst vor lauter Geräusche: Bus, Baustelle, Autos und wenn sie gerade in dieser Situation ist, fängt sie an zu schreien, deckt sich ihre Ohren mit den Händen zu und lässt sich nicht beruhigen…
Nun diese Situation hat sie nie so im Kindergarten oder wenn sie mit Freunde ohne mich unterwegs ist. Das passiert meistens, wenn sie mit mir (Mutter) ist.
Ich weiß nicht ob sie ihre Gefühle unterdrückt oder ich bei ihr etwas auslöse, dass sie ängstlicher wird
Ich freue mich auf deine Antwort
LG
Liebe Estefi,
bist du ganz unsicher und sorgst dich, dass du evtl. die Ängste bei deinem Kind auslösen könntest? Du möchtest, dass es deiner Tochter gut geht und du sie auffangen kannst?
Wahrscheinlich bist du die erste Bezugsperson, bei der sich dein Kind fallen lassen kann und somit auch alle Gefühle an deiner Seite auslebt, da du sie so annimmst, wie sie ist? Du machst das sicher ganz wundervoll.
Um dir mehr Sicherheit im Umgang mit der Angst deines Kindes zu geben, hast du z.B. die Möglichkeit, an der Leuchtturmsprechstunde auf Instagram teilzunehmen und dort deine Fragen zu stellen. Diese ist kostenlos. Sie findet 1xim Monat dienstags abends um 19.30Uhr und 1x im Monat freitags vormittags um 10Uhr statt. Wäre das etwas für dich? https://www.instagram.com/dr_stotz_kinderpsychologie/
Alles Liebe für dich und dein Kind!
Hallo Martina,
Meine fast 3-jährige Tochter ist sehr ängstlich in Bezug auf, ihr unbekannten, Menschen. Selbst bei Familienmitgliedern oder Bekannten, die sie nicht häufig sieht. Sie mag es überhaupt nicht von diesen Personen angesehen oder angesprochen zu werden. Sie wird direkt panisch, klammert sich an mich und will, dass wir den Raum verlassen. Das gleiche macht sie auch bei Kindern und will überhaupt nicht mit denen spielen oder überhaupt in deren Nähe. Diese Ängste vor Menschen hat sie schon als Baby ganz extrem gehabt und war für niemanden zugänglich außer der Mama ( mir).
Selbst der Papa findet nur schwer mit viel Mühe Zugang zu ihr. Diese Ängste bestehen heute mit knapp 3 Jahren leider immer noch, auch wenn es ein kleines bisschen besser geworden ist. Zu Besuch gehen oder Besuch bekommen ist immer eine große Qual für uns. Sie schreit dann auch sehr viel und lässt mich nichts machen. Auch allgemein ist sie sehr ängstlich und schreckhaft. Ich bereite sie vor jedem Besuch schon mal mental darauf vor, damit sie mit der Situation nicht völlig überrumpelt wird.
Ich freue mich auf deine Antwort!
LG
Du Liebe,
wie schön von dir zu lesen, daher bedaure ich die verspätete Antwort sehr.
Danke dir für dein Vertrauen und den Einblick in euer Familienleben.
Das klingt nach einer großen Herausforderung vor allem für dich und natürlich auch für den Rest der Familie. Deine Tochter braucht ganz viel körperliche und emotionale Sicherheit und wie wunderbar, dass du sie hältst und sie vorbereitest. Falls du dir dazu mehr Handlungsstrategien wünschst und noch tiefer gehen möchtest bin ich auch gerne bereit mit dir persönlich in die Beratung zu gehen:https://www.etermin.net/mein-erziehungsratgeber
Ich hoffe sehr, dass allein schon durch das Raum geben der Gefühle und deinen Halt Sicherheit ausgelöst wird.
Alles Liebe!